Qual der Wahl bei Digital Audio Workstations?

Die Top 7 DAWs: Recording-Software im ausführlichen Überblick

23.05.2017

Wenn man mit dem Computer Musik machen möchte, braucht man zu aller erst eine geeignete Software, damit aus der Hightech-Schreibmaschine auch eine sogenannte "Digital Audio Workstation" (kurz: DAW) werden kann. Meon vom Musikhaus Thomann stellt euch die wichtigsten Tools vor. Er ist Gitarrist und privat ebenso wie bei Thomann permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

Egal ob DAW, Sequenzer, Recording-Software oder Host genannt – man sollte mit den Programmen, um die es hier geht, unkompliziert Musik erstellen können – und Spaß sollte es ebenfalls machen! Unser Überblick stellt die bekanntesten und wichtigsten Software-Titel vor.

Im Thomann Download Store könnt ihr Software-Lizenzen schnell und ohne großes Warten herunterladen (weitere Infos hierzu).

#1: Propellerhead Reason

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757021/full/reason9_press_01.3e65a82759aa.png" alt="Reason 9">

Reason ist einzigartig und bestens für Anfänger geeignet – aber selbstverständlich nicht auf diese beschränkt! Wie in einem richtigen "analogen" Studio kann man auch hier allerlei Gerätschaften miteinander verbinden und kombinieren. Dazu werden virtuelle Strippen zwischen den Geräten gezogen, um diese damit audio- und steuer-technisch zu verbinden. Die fotorealistische Bedienoberfläche lädt förmlich zum Experimentieren ein!

Dieser Bezug zu Studiogeräten aus der alten Hardware-Zeit hilft auch viele traditionelle, aus der Zeit gewachsene Zusammenhänge der Neuzeit besser zu verstehen und zu nutzen. Das hat also nichts mit falscher Nostalgie zu tun! Die Optik hat allerdings eine leichte Tendenz zum Verspielten.

Mit Reason kann man dennoch sehr gut direkt aus der Box loslegen und wird nur selten einen Mangel nach mehr Klangerzeugern verspüren! Alles ist gut aufeinander abgestimmt und hält einen kaum mit Redundanzen oder gar gänzlich unnötigen Schnickschnack auf.

Früher konnte man in Reason nicht direkt aufnehmen, als es noch als reines Klangerzeugerstudio gedacht war. Diese Zeiten sind aber längst vorbei und Reason erfreut sich somit auch bei sich selbst aufnehmenden Singer-Songwritern großer Beliebtheit, was auch an der simplen Gestaltung des Arrangier- und Mixer-Fensters liegt.

Wer viel aufnimmt und schneidet, kann dies durchaus mit Reason tun – es gibt aber elegantere Programme, die speziell und damit deutlich besser für den Umgang mit sehr großen Audioprojekten optimiert wurden. Reason ist kein Anfängerprogramm, aber die Einstiegshürde ist erfreulich gering.

Außerdem:

→ Propellerhead Reason bei Thomann

#2: Fruity Loops aka FL Studio

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757026/full/flstudio12_fruityedition_1.png" alt="Fruity Edition 12">

Fruity Loops verfolgt ein ähnliches Konzept wie Reason, ist aber schon mal Drittanbieter-Plugin-Formaten wie VST gegenüber offen. Damit lässt sich das Programm beliebig erweitern!

Genau wie Reason kommt FL aus der Klangerzeuger-Ecke, kann aber auch umfangreichere Audioaufnahmen realisieren. Es bietet vielerlei spielerische Ansätze, wie beispielsweise die Pattern-basierte Beatproduktion, welche gerade bei modernen Musikarten wie Techno und Hip-Hop sehr beliebt sind.

Aus der jungen "Urban Music" ist FL Studio faktisch nicht mehr wegzudenken, denn viele erfolgreiche Produzenten schwören auf die kompositorischen Möglichkeiten von "Fruity Loops", was durch seinen ursprünglichen Namen fälschlicherweise sehr kindliche Assoziationen weckt.

Die GUI von FL Studio ist sehr nüchtern-reduziert gehalten und trägt damit wesentlich dem Ergebnis-orientierten Workflow der Software zu. Im Alleingang erschließt sich damit zwar nicht gleich unbedingt das Bedienkonzept – wenn es einem dann aber einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann man mit FL Studio äußerst schnell und produktiv Musik produzieren!

Ebenfalls schön:

→ Fruity Loops aka FL Studio bei Thomann

#3: Apple Logic

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757022/full/170118logic_print_3.jpg" alt="Logic Pro X ist die bisher fortschrittlichste Version von Logic Pro">

Logic gehört seit geraumer Zeit zu Apple und wird entsprechend nur für die OSX-Plattform angeboten. Es zählt nach wie vor mit zu den am meisten verbreiteten DAWs, ist mit einer der besten Allrounder und meistert den Spagat zwischen nüchternem Editing-Tool und kreativem Produktionswerkzeug.

Grundsätzlich hat man mit keinen Einschränkungen zu rechnen und kann mit jedem hier erzeugten Projekt auch in jedes größere Studio gehen und Support erwarten. Andererseits ist Logic auch für einen sehr guten Preis erhältlich und für diesen äußerst vollständig und umfangreich ausgestattet.

Logic ist – wie auch Reason und FL Studio – eher ein Kompositionstool, also ideal für die Erstellung von MIDI-Arrangements, sei es nun mit Plugin-Instrumenten und/oder Hardware-Synthesizern anstatt des urtypischen Aufnahmeprogramms. Die mitgelieferten Instrumente sind progressiv und bieten reichlich Inspiration. Das soll aber nicht heißen, dass man mit Logic nicht auch sehr gut aufnehmen, bearbeiten und mischen kann – Spezialisten wie Pro Tools und Cubase haben aber dank vieler kleiner Profi-Tools und erweiterten Möglichkeiten die Nase dennoch weiter vorn.

Auf Grund des hohen Alters von Logic sind viele Bedienbarkeiten traditionell gewachsen und damit nicht immer auf den ersten Blick ganz "logisch", wenngleich Apple die pure Optik ständig "up-to-date" hält.

→ Logic Pro X Lernkurs bei Thomann

#4: AVID Pro Tools

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757036/full/protools_overview_main.jpg" alt="Pro Tools">

Pro Tools ist DER Industriestandard in großen Studios, der vor allem durch den amerikanischen Markt bestimmt wird. Professionelles Arbeiten wird dort mit dem Vorhandensein der Pro Tools Software gleichgesetzt. Aber auch das hat historische Hintergründe, deren Aktualität nicht mehr ganz gegeben ist.

Früher war Pro Tools ausschließlich mit einer proprietären und DSP-beschleunigten TDM-Hardware zu haben, welche es auch vor Multiprozessor-Zeiten ermöglichte, unglaublich große (professionelle) Projekte mit einer Vielzahl an Spuren und Effekten benutzen zu können. Mittlerweile gibt es Pro Tools auch ohne DSPs, die Plugin-Schnittstelle heißt in diesem Fall AAX.

Einer der größten Vorteil eines solchen – zugegebenermaßen recht teuren – Systems ist es nach wie vor, selbst bei dicht bepackten Projekten noch aufnehmen zu können, ohne das einem die Möglichkeit des Abhörens in Echtzeit verloren geht. Ergo: Der Monitor-Mix kann auch an dieser Stelle noch direkt von der DAW aus erstellt werden und muss nicht behelfsweise über spezielle Möglichkeiten des Audiointerfaces realisiert werden.

Die Lernkurve ist bei Pro Tools zwar sehr steil, wer sich allerdings darauf einlässt und die entsprechenden Tastaturkürzel irgendwann im Schlaf beherrscht, kann sich sicher sein, zu den Schnellsten in der Bearbeitung zu gehören.

Ferner gilt bei Pro Tools:

→ Avid Pro Tools bei Thomann

#5: Steinberg Cubase

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757043/full/project_window_1.png" alt="Cubase">

Die Steinberg DAW Cubase ist die "deutscheste" aller der hier vorgestellten DAW-Möglichkeiten und vor allem im europäischen Raum der Industriestandard. Es ist außerdem als der gesunde Mittelweg zwischen den tollen Composer-Möglichkeiten von Logic und den Stärken in der Bearbeitung von Pro Tools zu verstehen. Cubase hat vor allem in den letzten Jahren deutlich an Markt gewinnen können, auch weil die Produkt- und Preispolitik von AVID (Pro Tools) oftmals nicht ganz nachzuvollziehen ist.

Cubase ist sehr mächtig und bietet eine Unmenge an Konfigurationsmöglichkeiten, um die Software der eigenen Arbeitsweise anzupassen, denn sehr unterschiedlich sind die vielfältigen möglichen Workflows. Sei es nun die Nachbearbeitung umfangreicher Aufnahmen oder die Komposition von Computer-Musik: Cubase kann alles, wobei die eindeutigsten Vorteile der anfangs nicht ganz übersichtlich anmutenden Software in der Tiefe liegen und vor allem von fortgeschrittenen Anwendern ausgekostet werden können.

→ Steinberg Cubase bei Thomann

#6: Ableton Live

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757044/full/ableton_live_9_7_release_1_web.jpg" alt="Ableton Live 9.7">

Ableton Live ist anders, dennoch aber auch eine vollständige DAW, die aufgrund ihrer Besonderheiten vor allem bei elektronischen Künstlern sehr beliebt ist.

Apropos Bühne: Hier sieht man Live ebenfalls sehr oft, da es auch perfekt ist um Backing-Tracks zu organisieren und abzuspielen, ohne allzu starr das Set vorgeben zu müssen. Es gibt sogar DJs, die mit Live "auflegen". Die Möglichkeiten sind vielfältig, da Live sehr modular gedacht ist.

→ Ableton Live bei Thomann

#7 Presonus Studio One

0https://storage.googleapis.com/leitmotiv-multi/regio-image-2017-05/757023/full/studio_one_3___professional.png" alt="Studio One 3 Professional">

Studio One ist eine relativ junge DAW – und so eine Neuentwicklung hat entscheidende Vorteile: Der Code ist jung, effizient und frei von Ballast alter Tage. Das beste aber ist: Die Entwickler konnten sich die besten Tools und Möglichkeiten von den bestehenden DAWs abschauen, in ihr Programm packen – und teilweise sogar noch besser machen.

Und genau das ist bei Presonus Studio One der Fall: eine äußerst gesunde Mischung aus Features, Komplexität und einfacher Bedienbarkeit. Dabei muss man aber keine Angst haben, mit Kinderkrankheiten konfrontiert zu werden, denn der größte Teil der deutschen Belegschaft entstammt alten Cubase-Entwicklern und so überrascht es auch nicht, dass es auch immer mehr Überläufer hin zu Studio One seitens der Anwender gibt.

Vieles ist in dieser DAW unkompliziert via Drag-and-Drop zu erledigen und enorm workflow-orientiert. Konsequent wird so beispielsweise die "Ein-Fenster"-Philosophie verfolgt. "Songs" werden in "Projekten" organisiert, was schlussendlich dem Finalisieren und Mastering zugute kommt. Auf der anderen Seite bietet das sogenannte Scratch-Pad die Möglichkeit, auch mit alternativen Arrangements zu experimentieren, ohne dabei den "Original-Song" zu zerstören.

Studio One eignet sich damit nicht nur für Umsteiger sondern gerade für Beginner – denn der ersten DAW bleibt man im Allgemeinen sehr lange treu. Und gemessen an den vielen ausgeklügelten Details, der umfangreichen Ausstattung und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis kann man eigentlich nur alles richtig machen.

→ Presonus Studio One bei Thomann

 

Noch mehr Tipps + Tricks von Thomann rund um Musik + Gear gibt's beim t.blog.

Mehr zum Thema

Das nächste Kapitel - Kostenloser Audio-Editor Audacity von Muse Group aufgekauft

Doku feat. Francesco Lucidi (Guitar Hero Live) - Wie geht Live-Recording? Julian Scarcella eröffnet Blick hinter die Workshop-Kulissen

Lasst euch mal hören! - 10 Tipps für eine gelungene Demo-Produktion

Tutorial mit Glenn Fricker - Die richtigen Mikros für deine Gitarren-Aufnahmen und wie du sie am besten nutzt

Wie ihr den bestmöglichen Sound erreichen könnt - Recording in Eigenregie: Wichtige Tipps für eure Aufnahmen im Proberaum

Eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen sollte - 10 Gebote im Studio: So holt ihr beim Recording das Maximum heraus