Joe Farmer

Ein Herbst im Münsterland, es ist 2002. Picklige Gesichter, große Augen, offene Münder, ein Orkan namens "Peter Pan Speedrock" verwüstet die Bühne der Dorfscheune. Am Ende steht ein biergetränktes Versprechen: Nächstes Jahr dann wir. Mit eigener Kapelle und irgendwas, das klingt wie Punkrock mit Trompeten. Drei Akkorde, 190 bpm und hoch die Tassen.

Zwölf Monate Proberaum, blutige Finger in einem alten Schweinestall, passend irgendwie. Instrumente kann niemand bedienen, aber immerhin haben wir welche. Am 4. September 2003 lösen wir unser Versprechen ein: Jugendheim, 3 Euro Eintritt, der erste Backstage-Stempel. Glückseligkeit.

Es folgen zehn wilde Jahre. Gigs auf den Bühnen der Region und Touren quer durch die Republik. Mal für Spritgeld und Bier, mal für 'nen Tritt in den Arsch. Mal auf (...) Mehr anzeigenFestivalbühnen mit Wellenbrecher, mal auf Europaletten. Mal mit Olli Schulz, Boss Hoss, Rantanplan oder Extrabreit. Mal mit "Presskacke". Wir pennen in Autos, Vereinsheimen, bequemen Hotels und ranzigen WG-Küchen. Kurzum: Wir sind zehn Jahre lang auf Klassenfahrt.

2013, Lüneburg. Das letzte Konzert. Umzüge, neue Jobs, andere Projekte, Routine, dies, das. Hat sich einfach so ergeben, geplant haben wir noch nie. Es ist eine Pause, vielleicht eine lange, aber kein Abschied, das muss niemand aussprechen.

Sechs Jahre später, 2019, Festivalsommer. Dosenbier, Flunkyball, drei Akkorde. Große Bühnen und ein altbekanntes Gefühl. Die Pickel sind weg, doch Augen und Mund stehen wieder offen. In der Hosentasche vibriert das Handy, es grüßt die WhatsApp-Gruppe "Joe Farmer". "Nächstens Sonntag proben?" Weniger anzeigen