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Falsche Daten, fehlerhafte Methodologie

Alles nur unzutreffende Generalisierungen? Musikbranche-Studie der Citigroup erntet Kritik

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 28.08.2018

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Alles nur unzutreffende Generalisierungen? Musikbranche-Studie der Citigroup erntet Kritik

Das Citigroup-Gebäude in Toronto. © Von Raysonho @ Open Grid Scheduler / Grid Engine - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40237576

Vertreter aus der Musikindustrie kritisieren die jüngst von der Citigroup veröffentlichte Studie, die Licht auf die finanzielle Seite der Branche werfen sollte – insbesondere, weil Perspektiven aus der Industrie nicht einbezogen wurden.

Der Bericht der Citigroup beleuchtet insbesondere das komplexe Verhältnis zwischen Rechteverwaltung und Umsätzen, dass die finanzielle Seite der Musikindustrie ausmacht. 

Vorwurf 1: Unzutreffende Generalisierungen

In diesem Zusammenhang wurde die Feststellung getroffen, dass Künstler und Künstlerinnen mit nur gut 12% an den steigenden Umsätzen der Musikindustrie beteiligt sind. Ein Großteil der Einnahmen geht an zwischen Künstler und Musikhörer stehende Parteien wie Labels, Streaming- und Downloadplattformen oder Radiosender.

Wie Billboard berichtet, halten Stimmen aus der Musikindustrie gegen diese Feststellung. Es handele sich bei vielen Daten der Citigroup um "unzutreffende Generalisierungen":

Der Rückschluss von den zusammengenommenen Umsätzen der Branche auf die finanzielle Situation einzelner Musiker bildet den Kritikern zufolge nicht die Realität ab.

Weiterhin wurden in dem Bericht einige Zahlen angenommen, die nicht der Realität entsprächen: So berufe sich die Citigroup u.a. auf falsche Pro-Stream-Auszahlungen seitens Youtube, auf unrealistisch niedrige Lizenzgebühren, die angeblich den Künstlern gezahlt würden, oder auf zu hoch angenommene Anteile der Labels z.B. an Merch-Verkäufen.

Vorwurf 2: Unbeachtete Perspektiven

In diesem Zusammenhang wird ebenfalls kritisiert, dass die Datengrundlage der Citigroup hauptsächlich auf Top-Level-Finanzdokumenten basiere, Experten aus der Branche jedoch nicht zu Wort kämen und die Perspektiven innerhalb der Musikindustrie somit weitestgehend ignoriert würden. 

Laut Jason Bazinet, einem der an dem Bericht beteiligten Analysten, liegt dies hauptsächlich daran, dass die Kunden der Citigroup vor allem an einer Makro-Perspektive interessiert wären, nicht jedoch an partikularen Meinungen.

Weiterhin weist er auch den Vorwurf zurück, die Citigroup würde Kundenunternehmen absichtlich positiv darstellen. Um solche Verflechtungen zu vermeiden, achte man darauf, Analysten und Banker streng voneinander zu trennen.

Vorwurf 3: Zweifelhafte Prognosen

Auch die Prognosen, die die Citigroup in ihrem Bericht für die Zukunft der Musikindustrie trifft, werden in Frage gestellt. Laut Analyse soll eine stärkere Integration und Konsolidierung des Marktes dazu führen, dass auch Künstler und Künstlerinnen wieder besser bezahlt werden.

Zwar stimme es durchaus, dass zunehmende Marktkonsolidierung einen "gesunden" Wettbewerb anrege, im Großen und Ganzen führten erstarkende Unternehmenspositionen jedoch eher dazu, dass diese Künstlern noch weniger bezahlen würden, um das eigene finanzielle Wachstum anzutreiben.

Einigkeit: "Schwieriges Umfeld für DIY"

Der einzige Punkt, in dem die Citigroup und Professionals aus der Musikindustrie tendenziell übereinstimmen, ist die Feststellung, dass ein stärker konsolidierter Musikmarkt ein zunehmend schwierigeres Umfeld für rein nach dem DIY-Ethos arbeitende Künstler und Künstlerinnen darstellt. Ein Unternehmen, dass an mehreren Punkten der Wertschöpfungskette involviert sei, könne wesentlich leichter Stars "produzieren" und an den richtigen Stellen einsetzen. 

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