Ein NFT für jeden Song auf der Welt
Bot die Plattform HitPiece unlizenzierte Songs und Artworks als NFT an?
© David McBee via Pexels
Labels, Bands sowie Solo-Künstlerinnen und -Künstler drückten online ihre Überraschung darüber aus, dass ihre Songs auf der Plattform HitPiece als NFTs angeboten wurden – und das, ohne je ihre Zustimmung dazu gegeben zu haben oder mit den Betreibenden der Plattform in Kontakt gewesen zu sein:
I don't know what this site is but it might be selling NFTs of your music - hit them the fuck up!!! We need some answers (and some takedowns). They've taken many @AmerDreams artists' music without permission!! cc: @clairerousay @thebookofeliw @TALsounds https://t.co/N5AIax2pm4
— Jordan Reyes (@bigfanofnoise) February 1, 2022
Warum der Aufschrei?
Mittlerweile kann dieses Angebot nicht mehr konkret nachvollzogen werden: Nach dem Aufschrei in den sozialen Medien war die Seite zeitweise offline und wurde mittlerweile durch eine neue Seite mit dem HitPiece-Slogan ersetzt.
Den Aussagen der vielen betroffenen Musiker/innen und Labels lässt sich jedoch entnehmen, dass HitPiece unter dem Namen "One of One" NFTs bewarb, die einzelnen Musikstücken und den zugehörigen Artworks zugeordnet waren – und das, ohne dass die betreffenden Künstler/innen die angebotenen Songs je lizenziert hätten.
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Laut Rory Felton, Mitgründer von HitPiece, hat die Plattform ihr Song-Repertoire durch den Zugriff auf die Spotify-API aufgebaut – die angebotenen NFTs waren also Tokens, die den Songs aus Spotifys Songdatenbank zugeordnet waren, ohne, dass HitPiece je mit den verantwortlichen Musikerinnen und Musikern in Kontakt gewesen wäre.
Bragging Rights
Berichten zufolge sollten dabei nicht die Songs bzw. die Artworks selbst im Vordergrund stehen, sondern einzig das zugeordnete NFT. Die Käufer/innen der HitPiece-NFTs hätten also vereinfacht gesagt lediglich ein (einzigartiges) Zertifikat erhalten, das irgendwie mit einem entsprechenden Song in Verbindung steht.
Dabei wären jedoch weder Rechte an diesem Song noch der Song selbst enthalten gewesen. Wie auch die Gründer von HitPiece selbst angeben, sollte bei der Plattform die Selbstdarstellung durch die erworbenen NFTs im Vordergrund stehen – der verknüpfte Song inkl. Artwork wäre gewissermaßen Beiwerk gewesen.
Dementspechend sollten die Käuferinnen und Käufer der NFTs über die HitPiece-Plattform scheinbar auch die Möglichkeit haben, Playlists mit ihren "eigenen" Songs zu erstellen und gleichfalls Zugriff auf eine Community von NFT-Besitzer/innen erhalten.
Dubiose Versprechen
HitPiece gibt an, dass im Falle eines Verkaufes die entsprechenden Künstlerinnen und Künstler an den Einnahmen beteiligt worden wären und bei jedem Weiterverkauf eines NFTs einen Anteil erhalten hätten.
— HitPiece - NFTs (@joinhitpiece) February 2, 2022
Dadurch, dass die Plattform inzwischen vom Netz genommen wurde, lässt sich diese Aussage nun natürlich nicht mehr verifizeren. In Anbetracht der Tatsache, dass HitPiece seinen Katalog aufgebaut hat, ohne mit den betroffenen Musikerinnen und Musikern in Kontakt zu treten, klingt diese Behauptung jedoch zumindest zweifelhaft.
Am Ball bleiben
Darüber hinaus hat HitPiece bereits durch die unlizenzierte Verwendung von (Band-)Namen und die Benutzung von Artworks gegen geltende Marken- und Urheberrechte verstoßen, was zumindest nicht wie eine vertrauenswürdige Geschäftsgrundlage wirkt.
Es bleibt abzuwarten, wie das Unternehmen weiter verfahren wird. Es klingt in jedem Fall, als wollte HitPiece weiterhin tätig bleiben – mit welchem Geschäftsmodell auch immer.
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