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Vielseitiges Hilfsmittel

ChatGPT für Musikschaffende – Möglichkeiten, Anwendungsbeispiele und Risiken

Tipps für Musiker und Bands von Julian Schmauch
veröffentlicht am 24.11.2023

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ChatGPT für Musikschaffende – Möglichkeiten, Anwendungsbeispiele und Risiken

ChatGPT ist ein vielseitiges Werkzeug - auch für Musikschaffende. © Matheus Bertelli

Der kostenlose KI-Chatbot ChatGPT von Open AI bietet Musikschaffenden eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihren Arbeitsalltag zu erleichtern. Wir zeigen einige Anwendungsbeispiele, stellen Arbeitstechniken vor – und weisen auf Risiken hin.

Musikschaffende können ChatGPT auf unterschiedliche Weise als Werkzeug nutzen. Grundsätzlich ist der Chatbot nicht als Ersatz, aber als umfangreiche Unterstützung im Arbeitsalltag zu sehen. 

ChatGPT als Werkzeug für Pressetexte, Social Media Posts und Video Treatments

Das leidige Thema Pressetexte, ob für eine anstehende Veröffentlichung oder auch die Bandbio, kann weit weniger leidig werden durch ChatGPT. Füttert die KI mit den wichtigsten Banddaten oder einigen Details zum neuen Album. Dann lasst ihr ChatGPT einen Pressetext schreiben. 

Auch wenn es darum geht, aus einer kleinen Idee ein Treatment für ein Musikvideo zu erstellen, kann ChatGPT eine Hilfe sein. So könnt ihr "Metalband im Wald mit Rotkäppchen als Musikvideo" an den Chatbot schicken und ihn dann darum bitten, die entsprechenden Texte auszuspucken. 

Dazu kann das Tool auch beim Verfassen von Texten für Social Media Posts helfen. So plant ihr die Albumkampagne vor und nach dem Release komplett durch.

Dabei gilt aber immer, dass ihr die generierten Texte als Vorschlag und Anreiz nutzen solltet und nicht eins-zu-eins kopiert. Denn so gut ChatGPT arbeitet, in den meisten Fällen fällt es auf, wenn eure Texte und eure Social Media Posts zu oberflächlich klingen. 

Wenn ihr länger und intensiver mit ChatGPT, Bard oder Bing arbeitet, werdet ihr feststellen, das die meisten Antworten über eine gewisse Oberflächlichkeit nicht hinausgehen.

Der KI-Chatbot funktioniert außerdem auch dann besonders gut, wenn schon Texte oder zumindest Textbausteine vorliegen. Kopiert diese in den Chatbot und bittet ihn, sie umzuformulieren oder zu optimieren. 

Die Möglichkeiten der Textbearbeitung sind zahlreich. Sie reichen von der Korrektur von Rechtschreibfehlern über die Verbesserung der Lesbarkeit bis zur Suchmaschinenoptimierung von Texten.

Hilfe bei Songtexten

Wer kennt es nicht, man hängt an einem Reim fest, kommt an der einen Zeile nicht weiter, oder findet die passende Metapher nicht.

Anstatt ewig zu Googlen oder auf Klingonisch zu singen, kann ChatGPT eine schnelle und manchmal auch nützliche Inspirationshilfe sein. Aber sie hat, was wirklich persönlich klingende Texte betrifft, eindeutige Grenzen. 

Wenn Songtexte persönlicher, düsterer oder sogar depressiv werden, kommt man mit dem Chatbot nicht weit. Jede Art von düsteren Ideen, sexuelle Themen oder Gewalt bis hin zu Alpträumen sind als Inhalte blockiert.

Aber wenn man partout nicht auf einen passenden Reim kommt oder eine Strophe seines Songs im Stil von Texten von Herbert Grönemeyer oder Sido braucht, um aus der Schreibblockade zu kommen, dann kann ChatGPT genau den richtigen Impuls liefern.

ChatGPT als Assistent für Tourplanung, Musikunterricht und mehr

Neben dem Verfassen von Texten wie Lyrics und Pressetexten kann ChatGPT auch als virtueller Assistent genutzt werden.

Ob für die Tourplanung, Ideen für die nächste Probe oder Inspiration für die Planung des Instrumentalunterrichts – sobald es einen Bereich im Arbeitsalltag gibt, der organisatorisch einen Blick von außen braucht, kann ChatGPT dabei helfen. 

Für viele Resultate gilt auch hier, dass sie einem Profi oberflächlich erscheinen mögen. Dennoch bieten sie in ihrer Gesamtheit hilfreiche Hinweise und erinnern einen an Dinge, die man ansonsten vielleicht vergessen hätte. 

Synthesizer verstehen und Sounddesign verbessern

Beim Erlernen eines komplizierten Synthesizers oder Audioplugins kann ChatGPT eine Hilfe sein, vor allem wenn ein Handbuch nicht verfügbar ist.

Auch wenn es darum geht, Sounds aus Songs am Synthesizer nachzubauen, oder einen spezifischen Gitarrensound mit den passenden Pedalen zu erreichen, kann der Chatbot einige Hilfestellungen geben. 

Gerade beim Sounddesign sind Synthesizer nämlich häufig anfangs nicht unbedingt leicht zu verstehen. Auch bei Themen wie Signalfluss, Musiktheorie, Mikrofontypen kann ChatGPT helfen.

Zugegeben: Für fast alle Anwendungsmöglichkeiten gibt es Tutorials und Webseiten noch und nöcher. Aber diese bieten nicht die Chance, noch einmal nachzufragen oder ein Thema noch einmal anders formuliert erklärt zu bekommen. 

ChatGPT und verwandte Chatbots

Seit dem 30. November 2022 hat die Öffentlichkeit Zugriff auf den Chatbot. Kurz danach ging Microsoft eine Partnerschaft mit OpenAI ein. So ist nun die GPT-Technologie auch in Microsofts Suchmaschine Bing und über die Funktion “Copilot” über kurz oder lang auch in Windows und anderen Microsoft-Produkten integriert. 

ChatGPT basiert auf GPT3.5 (bzw. GPT4 beim Bezahlmodell), einem sogenannten Large Language Model (LLM), das von der Firma OpenAI entwickelt wurde. GPT steht für Generative Pre-Trained Transformer, also generativer, vortrainierter Umwandler.

Neben ChatGPT gibt es als zweitgrößten Chatbot noch Bard aus dem Hause Google. Grundsätzlich funktionieren diese Chatbots so, dass das dahinterliegende LLM mit gigantischen Mengen Textdateien aus dem Internet gefüttert und damit trainiert wird.

Was sind die Risiken im Umgang mit ChatGPT?

Das bedeutet, dass Antworten eines Chatbots wie ChatGPT im Grundsatz nicht viel mehr sind, als das, was manche Kritiker einen “stochastischen Papagei” nennen. 

Übersetzt heißt das, dass die KI ihre Antworten auf eine Texteingabe (“Prompt” genannt) des Benutzers hin basierend auf einer gigantischen Fülle an Wahrscheinlichkeiten erzeugt. Denn so wurden diese LLMs trainiert: Wahrscheinlichkeiten von Wortfolgen erraten und daraus zusammenhängende Antworten erzeugen. Damit entsteht die Illusion, dass die KI wie ein Mensch in ihren Antworten klingt.

Tendenziöse Antworten

Schaut man sich die Fülle aber auch die Schwerpunkte an Daten, wie beispielsweise aus dem Internetforum Reddit, anderen Foren, sozialen Medien oder vielen Tageszeitungen an, wird eine Sache schnell klar, die auch bei Grafikerzeugern wie Midjourney oder Dall-E 2/3 ein Thema ist: Alle großen LLMs sind tendenziös. 

Es kann also schnell passieren, dass ChatGPT, will man Antworten generieren, die etwas vom Mainstream abweichen, an seine Grenzen stößt. 

Ob es nun wie erwähnt um düstere Songtexte oder aber um Pressetexte geht, die zum Beispiel gezielt Künstler*innen aus einer Subkultur mit einbezieht oder eben um eine Tourplanung einer Welttournee, die sich auch auf Länder außerhalb der USA und Europa bezieht – die KI kann einen sehr engen Blick auf die Welt haben. 

Vorsicht vor Halluzinationen!

Dazu ist beim größten KI-Chatbot-Anbieter ChatGPT auch die Aktualität begrenzt. Die Daten enden im Januar 2022. Bezieht ihr euch also auf Ereignisse, die später passiert sind, muss der Chatbot raten. Und genau das ist das zweite große Problem, das bei der Nutzung der KI-Chatbots auftreten kann: sie halluzinieren. 

So nennt man es, wenn sie Fakten erfinden. Deswegen gilt bei Ereignissen, die nach dem Januar 2022 passiert sind, dass ChatGPT hier Antworten erfindet. Fragt man zum Beispiel  “Wie viele Nummer 1 Hits hatte Billie Eilish?” oder “Aus welchem Holz werden Fender Highway Gitarren gemacht?”, kann die Antwort stimmen, sie kann aber auch komplett danebenliegen.

Sobald die KI also etwas ausspuckt, wo ihr das Gefühl habt, dass das nicht ganz stimmen kann, überprüft es genau anhand qualifizierter Quellen!

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