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"Jeder will individuell und einzigartig sein"

CrashIt! 2018: Gespräch mit Daniel Schwarz, dem Gründer der Mannheimer Vintage- und Custom-Drum-Messe

Interview von Florian Endres
veröffentlicht am 15.10.2018

crashit drumming musikbusiness

CrashIt! 2018: Gespräch mit Daniel Schwarz, dem Gründer der Mannheimer Vintage- und Custom-Drum-Messe

Daniel Schwarz, Gründer der CrashIt!. © Raphaela Göksun

Am 20. Oktober 2018 findet zum dritten Mal die Vintage- & Custom-Drum-Messe CrashIt! in Mannheim statt. Aus diesem Anlass unterhielten wir uns mit deren Initiator Daniel Schwarz über die Vorzüge alter Drums und kleiner Messen.

Backstage PRO: Am 20. Oktober 2018 findet zum dritten Mal die CrashIt! im Mannheimer Jugendkulturzentrum forum statt. Wie kamst du auf die Idee einer Messe, die sich ausschließlich mit Vintage- und Custom-Drums beschäftigt?

Daniel Schwarz: Die Idee kam mir im Sommer 2016. Ich bin ein Fan alter Trommeln, deshalb habe ich 2016 das Vintage Drum Meeting in Zeppelinheim (Frankfurt) besucht. Ich war von der dort herrschenden Atmosphäre sofort angetan, mir hat dieses persönliche Niveau unter den Händlern sehr gut gefallen und ich fand es super, dass man seine Instrumente direkt vor Ort kaufen konnte.

Im Mai 2016 habe ich dann zusammen mit meiner Freundin über die Idee einer solchen Messe in Mannheim philosophiert und die Idee schließlich dem Leiter des Jugendkulturzentrums forum unterbreitet. Dieser hat sofort und ohne zu Zögern zugestimmt, diese auszurichten. Die Symbiose aus Vintage & Custom Drums ist der Tatsache geschuldet, dass das Spielen und die Aufarbeitung eines alten Vintage-Kits ohne einen Fachmann (also einen Trommelbauer) oftmals nicht möglich ist. Die Sache läuft wirklich Hand in Hand.

"Spezialmessen sind auf dem Vormarsch"

Backstage PRO: Fürchtest du nicht, mit der CrashIt! in Konkurrenz zu solchen "Riesen" wie z.B. der Musikmesse in Frankfurt zu stehen? Anders gefragt: Was unterscheidet die beiden Konzepte voneinander?

Daniel Schwarz: Als Konkurrent der Musikmesse sehe ich die CrashIt nicht. Die Musikmesse muss sich derzeit den wandelnden Marktbedingungen anpassen: Die Vertriebswege ändern sich, immer mehr Firmen setzen auf Direktvertrieb, was sich negativ auf den Einzelhandel und die ganzen Musikläden auswirkt. Diese Änderungen sind auf der einen Seite tragisch, bergen aber auch die Chance, neue Strukturen aufbauen zu können – und damit eine Chance für kleinere Messen wie die CrashIt!

Im Moment ist alles stark vom Individualismus geprägt: Jeder will individuell und einzigartig sein – da liegt es doch auf der Hand dass die Custom Drum-Schmieden gerade auf Hochtouren laufen. Die CrashIt! ist eine Plattform für kleinere Firmen, die die Kosten der Musikmesse schlicht nicht stemmen können.

Spezialmesse sind gerade auf dem Vormarsch, dort läuft alles auf sehr freundschaftlicher und persönlicher Ebene ab, die kleinen Hersteller werden von den großen Riesen nicht an die Wand gedrängt und gehen im Gigantismus der großen Hallen unter.

"Vintage-Hardware funktioniert oft besser als moderne"

Backstage PRO: Was macht den Reiz von alten Schlagzeugen und alter Hardware aus?

Daniel Schwarz: Vintage Drums sind im Moment total in Mode und erzielen Rekordpreise in den einschlägigen Auktionshäusern. Sie liefern den Sound der Idole vieler Nachwuchs- und Profitrommler. Eigentlich sind viele alte Drums oftmals katastrophal verarbeitet, da muss dann eben der Trommelbauer nachhelfen. Oft liefert aber genau diese etwas rauere Verarbeitung den charakteristischen Sound, den Drummer so sehr lieben.

Außerdem ist Upcycling ja im Moment auch ein sehr wichtiges Thema, was sich auch wunderbar auf den Themenbereich der Musikinstrumente übertragen lässt, gerade auf Vintage-Drums. Und natürlich auch auf Vintage-Hardware, die sich dank moderner und relativ günstiger Techniken wieder wunderbar in Schuss bringen lässt und oftmals besser funktioniert als moderne Pendants.

Backstage PRO: Und worin liegt die Faszination von Custom-Drums?

Custom Drums lassen sich individuell an den eigenen Spielstil anpassen. Ich kann entscheiden, wie dick ich meine Trommel haben möchte, wie die Gratung geschnitten sein soll, aus welchem Material die Drums sein sollen, welches Finish sie bekommen sollen usw. Das ist gar nicht so kostspielig, wie es klingt, weil keine Zwischenhändler oder Vertriebe involviert sind, sondern das Produkt direkt vom Erzeuger gekauft wird.

Es wird auch oft an schon bestehenden Klassikern bekannter Firmen getüftelt, Schwachstellen werden ausgemerzt und das Produkt dadurch verbessert. Das ist speziell bei Fußmaschinen der Fall.

"Die Szene wächst von Tag zu Tag"

Backstage PRO: Wie sieht es in dieser Hinsicht mit DIY-Projekten aus?

Daniel Schwarz: Ein Do-It-Yourself-Ansatz eröffnet aus meiner Sicht einen neuen Blickwinkel auf das eigene Instrument. Ich habe selbst vor kurzem ein Schlagzeugprojekt vollendet, das nach drei Jahren Bau- & Restaurationszeit nun endlich fertig ist. Man sieht dann erst einmal, was für eine Arbeit es ist, so etwas zu bauen und wieviel Zeit man aufwenden muss, um ein Instrument zu vollenden. Eine Tatsache, die in unser heutigen Zeit, wo alles auf Geschwindigkeit und oftmals auch Bequemlichkeit ausgelegt ist, leider nicht allzu oft beachtet wird.

Backstage PRO: Gibt es für diesen doch eher "nerdigen" Bereich tatsächlich eine Szene?

Daniel Schwarz: Kurz und bündig: ja! Die Szene wächst und wächst von Tag zu Tag. Ich habe es oben bereits erwähnt, der Markt befindet sich im Wandel. Ich stelle speziell im Vintage Segment fest, dass die Preise von Monat zu Monat anziehen und das sich dadurch auch die Auftragslage der Custom-Trommelbauer verbessert.

Das ist nicht nur im Restaurationsbereich der Fall. Die Anfrage für Custom Snares und Sets ist bei vielen Ausstellern der CrashIt ebenfalls in die Höhe geschnellt, womit man ja wunderbar beweisen kann, dass der Bedarf nach solchen Instrumenten vorhanden ist.

"Die CrashIt! bietet Qualitätsware"

Backstage PRO: Hast du bei der diesjährigen CrashIt Favoriten, was die Workshops und Showcases angeht? Wie sieht es mit den Händlern aus?

Daniel Schwarz: Ich freue mich eigentlich auf jedes Showcase und jeden Workshop. Sehr gespannt bin ich aber auf den Vortrag von Klaus Rupie über die Geschichte der Firma Sonor. Das wird mit Sicherheit interessant: ich kenne keinen, der die Historie von Sonor so analysiert und studiert hat wie Rupie.

Auch bei den Händlern ist es schwierig, jemanden raus zu picken, da jeder wirkliche Qualitätsware ausstellt. Ich freue mich aber sehr über das Erscheinen von Schagerl Drums aus Österreich – ein Hersteller, der sonst nur noch auf der NAMM in den USA zu sehen sein wird.

Backstage PRO: Vielen Dank für dieses Interview! Wir sehen uns auf der CrashIt!

 

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