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Debütantenball: Interview mit Werner Holler vom Newcomercontest Youngsterball

Interview von Backstage PRO
veröffentlicht am 04.12.2006

youngsterball

Debütantenball: Interview mit Werner Holler vom Newcomercontest Youngsterball

Der Youngsterball ist ein Newcomercontest, der rund um das LKA Stuttgart gewachsen ist und im Anschluss an den Contest „on Tour“ geht. Wir sprachen mit Initiator Werner Holler.

Hallo Werner! Zunächst mal die Frage nach der Struktur? Was ist der Youngesterball – ein Verein, eine Firma ...?

Vom Businesshintergrund her ist es eigentlich ein Kontakthof. Ich betreibe ja auch eine Managementfirma und einen Musikverlag. Der erste Youngsterball fand im Januar 2000 im JH-Mitte in Stuttgart statt. Plan war genau das, was sich nach sechs Jahren erfüllt hat: talentierte Bands über den Contest kennen zu lernen, zu fördern und dann schließlich auf Tour zu schicken.

Im Prinzip ging es also darum, eine Plattform zu schaffen mit der ich entdeckte Talente touren lassen kann. Das kann dann relativ schnell gehen, wie man z.B. an Parkhaus sieht: Die kamen ins Semifinale und ich fand sie recht gut, sie sind auch noch jung, also eine Band aus der man etwas machen kann. Dann haben sie letztendlich auch noch gewonnen.

Das ist ideal um ein Paket für Clubs zu schnüren. Und davon können auch andere Bands profitieren, die auch mal in Hamburg, Mannheim oder Berlin spielen wollen. Wobei das vor allem von Interesse für Bands ist, die bereit sind, sich zu engagieren.

Das heißt?

Mit dem Youngsterball kann man nicht groß was verdienen, aber er soll kostendeckend sein. Die Bands beteiligen sich an den Kartenabnahmen. Sie kriegen beispielsweise 50 Karten für 100 €. Die fleißigen kommen ins Plus, normal geht es null auf null, und wer nicht Gas gibt, der macht eben Miese.

Kann natürlich sein, dass es denen der Auftritt auch einfach wert ist. Und wir haben so garantiert, dass die Bands immer vor gefülltem Haus spielen. Wir machen nun auch bei den Contests verschiedene Vorverkaufsmodelle: Bei den Vorrunden gibt es 50 Tickets für 100 €, für die Semifinale 75 für 150 und beim 100 zu 200 €.

Das ist, was sich im Hintergrund finanziell abspielt und was das Ganze lebendig hält. Es weiß doch jeder, dass man mit fünf Newcomerbands normalerweise keinen Club gefüllt bekommt.

Das heißt, diese oft anzutreffende Idee, Bands über den Vorverkauf zu beteiligen, wird vom „Contest“ auf die „Tour“ übertragen. Der Contest selbst findet im LKA statt?

Hauptsächlich. Wir bemühen uns, das auszulagern und in Regio-Contests zu filtern. Es wächst auch langsam. Im LKA finden über das Jahr verteilt ca. 6 Vorentscheide, 2 Semifinales und ein Finale im Dezember statt.

Die Bands rekrutieren sich darüber hinaus aus Regio.Contests und Partner-Wettbewerben, die in ganz BaWü stattfinden: Ulm, Heilbronn, Reutlingen und demnächst hoffentlich auch im Rhein-Neckar-Gebiet.

Eine Band möchte beim Youngsterball mitmachen: Was ist zu tun?

Wir kriegen E-Mail-Bewerbungen und ich wähle aus, wer teilnimmt. Wir bevorzugen Bands, bei denen zu erkennen ist, dass sie etwas vorhaben. Die Kollegen von Mars oder Popbüro nehmen auch etabliertere Bands mit rein, die auch altersmäßig schon weiter sind. Ich möchte mich an Bands orientieren, die Zukunft haben, und d.h. wir konzentrieren uns auf junge Bands.

Wenn eine Band einen Altersdurchschnitt von 25 hat, dann ist es doch eh schon gelaufen. Es dauert eben 3-4 Jahre bis man eine Band aufgebaut hat. Und auf diese Mühle haben 25jährige in der Regel keinen Bock mehr. Um die 20 sieht das noch anders aus und ideal sind 17-18jährige, die die Welt erobern wollen. Da hat man auch relativ gute Chancen in den Profi-Bereich zu kommen. Mit 25 sind da eher schon andere Berufswege am Horizont sichtbar.

Was den Kontakthof angeht: Das betrifft natürlich nicht nur mich, es werden auch anderer aufmerksam und picken sich unter Umständen Bands raus. Letztes Jahr war jemand von SonyBMG und von Motor Music beim Finale. Das gibt natürlich Ansporn und zeigt, dass es sich nicht nur um einen Dorfcontest handelt, sondern Beachtung findet.

Das mündet nun in einen Nachbarevent, der sich nYouCome nennt. nYouCome wird nun erstmalig durchgeführt und ist praktisch ein Parallel-Projekt. Es soll drei Tage durch diverse Clubs gehen. Die Bands mit dem besten Output 2006 werden präsentiert, z.B. Dizzy Bee, Parkhaus und SchulzeMeierLehmann.

Noch mal zum Modus des YBs: Es gibt verschiedene Runden – wer entscheidet: Publikum, Jury, beide?

Ja, es gibt Vorrunden und Semifinals. Es gibt Publikumspreise und Jury-Wertungen. Die Jury richtet sich nach verschiedenen Punkten: Innovation, Ausdruck, Stimme, Zukunftschance, Marktfaktor usw.; also eher auf Lebendigkeit.

Wir haben zwar auch Songwriting und Musikalität als Kategorien, aber keiner von uns macht sich die Mühe herauszuhören ob da zwei Quinten auf sechs Quarten kommen.

Man kann demnach behaupten, dass euer Augenmerk hauptsächlich auf Show und eingeschätztem Marktwert liegt. Also eine eher introvertierte Band, die sagen wir mal, imposanten Progrock spielt, hat eher weniger Chancen?

Das zählt schon mit rein. Wir hatten z.B. das Ikarische Ensemble und die haben wir über die Jury-Entscheidung mitgenommen. Rote Karten kriegt eher der Typus unmotivierter Musikstudent. Zukunftsfaktor und Marktfaktor sind da schon so die Kriterien, einfach, dass man sieht: Die wollen und die geben alles.

Haben es Youngsterball-Bands denn schon zu größerem Erfolg gebracht?

Ja, die erste war die Gruppe Steinweich, die unter dem Namen Freistil sogar im bundesweiten ARD-European-Song-Contest teilnahm. Der Bringer waren jedoch die "Mini-Beats", die vor 5 Jahren, damals im Alter von ca. 10 Jahren, 40-TV-Show (3mal "Raab der Woche"), eine Single, ein Video und ein Album sowie Auftritte in ganz Europa absolvierten.

Was ist aus den Mini-Beats geworden?

Sie haben sich mittlerweile aufgelöst. Die haben ja in zwei Jahren alles erlebt, was andere Musiker in der ganzen Karriere haben. Die gingen noch zur Schule und wurden dann z.B. vom Taxi von der Schule abgeholt, um nach Köln zu Stefan Raab zu fliegen. Höhepunkt war ein Auftritt in Liverpool, dann ist es leider zerlaufen.

Das ist doch die Kehrseite der Arbeit mit so jungen Bands ...

Ja, sicher, wenn sie in etwas reiferem Alter entdecken, was da eigentlich passiert. Echt war da auch so ein Beispiel. Wenn die Selbstverwirklichung nach und nach wichtiger wird und die Instrumente im Studio selbst eingespielt werden sollen – wenn es eben nicht mehr nach der Pfeife eines Managers oder Produzenten gehen soll.

Zurück zum Contest: Wie ist denn die Gewichtung zwischen Jury und Publikum?

In die Semifinals kommen die Publikumssieger der drei Vorrunden und die beste Juryband. Bei den Semifinals kommen Jury- und Publikumssieger ins Finale. Bands, die nicht weiterkommen, werden übrigens oft eingeladen doch nächstes Jahr wieder mit zu machen. Ich setze mich auch direkt nach dem Gig hin und gehe mit den Bands die Jury-Bögen durch. Ich gebe also sofort Feedback und das vermeidet viele Missverständnisse und böses Blut.

Bei den Finals gibt es einfach verschiedene Preise. Der Jury-Sieger kommt zu NewcomerTV. Dann gibt es diverse Sachpreise von Musikläden etc. Wenn es sich anbietet, gibt es Optionen auf Gigs in Berlin. Parkhaus durften über einen Stadtanzeiger eine Woche nach Spanien.

Es ist also so, dass neben den festen Preisen spontan geschaut wird, was noch so möglich ist und sich realisieren lässt. Natürlich arbeiten wir weiter an der Wertigkeit, damit der Anreiz bei uns mitzumachen größer wird. Dann gibt es auch unseren Sampler, der mit einer Auflage von 1000 oder 2000 Stück auch sehr attraktiv ist.

Inwieweit besteht denn die Ambition über das LKA hinauszugehen und vielleicht auch einen bundesweiten Contest zu etablieren?

Das ist in Planung und mit Mannheim und Berlin haben wir da ja auch schon zwei Stufen geschafft. Die nächste Stadt wird vermutlich München sein, da gibt es noch nicht so viele Plattformen für Newcomer.

Und Berlin ist natürlich auf Grund des dort ansässigen Musikbusiness interessant. Da träume ich von einer Art Mastersfinale: Ein Konzert mit Youngesterball-, Mars, Play Live- und Emergenza-Siegern zum Beispiel.

Also kein Konkurrenzdenken?

Überhaupt nicht. Die Bands können ja bei jedem Contest mitmachen. Das wirft doch in der Regel eh kein Geld ab. Von mir aus könnte es da mehr Zusammenarbeit geben, aber die Mars-Kollegen zum Beispiel distanzieren sich da eher.

Wie kommt das?

Der Youngsterball wird da offenbar als Konkurrenz gesehen. Ich wollte die nYouCome gemeinsam organisieren, aber das stieß nicht auf Gegenliebe. Mars finanziert sich eben im Gegensatz zum Youngesterball öffentlich und ich kann mir schon vorstellen, dass darin ein Problem gesehen wird: Da Mars aus Steuergeldern finanziert wird, muss die Effektivität eben auch im Vergleich zu privaten Unternehmungen bewiesen werden. Und sie machen ja auch einen guten Job. Nun, und die guten Bands spielen natürlich bei denen wie bei uns mit.

Wie ist denn der zeitliche Ablauf des Youngsterball hinsichtlich Beginn und Bewerbungen?

Das erstreckt sich über das ganze Jahr. Im Dezember ist das Finale und das erste Vorrunden-Konzert ist bereits wieder im Januar. Bewerben kann man sich also praktisch durchgängig.

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