Auf der Suche nach dem Besonderen
Ein Hype mit Zukunft? Musikveröffentlichungen auf Disketten als neuer Release-Trend
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© Public Domain Pictures / pixabay.com
Im Vergleich zu dem bereits lang anhaltenden Revival der Vinyl-Schallplatte oder dem Mini-Hype um die Kassette fällt die "Rückkehr" der Diskette aus dem Rahmen.
Das Format war mit seinen lächerlich anmutenden 1,44 MB Speicherplatz eigentlich nie wirklich für den Musikkonsum gedacht – abgesehen von Merkwürdigkeiten wie Brian Enos "Generative Music I" (1996), das als Diskette ausgeliefert wurde und statt Songs Programme bot, die nach bestimmten, festgelegten Algorithmen Musik erzeugten.
Schlechte Voraussetzungen
Schon der hohe Grad der Audiokompression, der notwendig ist, um mehr als nur einige Sekunden Musik auf die Diskette zu speichern, macht deutlich, dass das Medium nur sehr bedingt als "Album" taugt – gerade auch für Musikhörer, die Wert auf Soundqualität legen.
Weiterhin gibt es keine eigenen Abspielgeräte, um Musik von Disketten wiederzugeben. Der Umweg führt über den PC, und an modernen PCs und Laptops sind Diskettenlaufwerke schon seit längerer Zeit denkbar ungebräuchlich.
Die Kehrseite
So überrascht es nicht, dass Discogs, einer der führenden Zweitverkäufer von Tonträgern weltweit, derzeit jährlich nur etwa 170 verkaufte Disketten meldet – im Vergleich zu rund 20.000 Schallplattenverkäufen pro Tag. Dennoch zeigt sich auch, dass die Verkäufe von Floppys seit 2006 kontinuierlich steigen.
Auch bei kleineren Online-Labels boomen Diskette derzeit. Wie der Rolling Stone berichtet, verkaufen sich Kleinsteditionen auf Floppy Disk teilweise in Rekordzeit aus.
Der Merch-Faktor
Es zeigt sich trotz aller Kritik und Vorbehalte, dass auch ein so scheinbar unpraktisches und ungeeignetes Medium wie die Diskette als Merch-Objekt durchaus Potential hat.
An dem unwahrscheinlichen Mini-Hype wird deutlich, dass physische Medien auch im Streaming-Zeitalter noch eine Daseinsberechtigung haben; selbst, wenn sie dann im Regal verstauben und die Musik dennoch online gehört wird. Im Vordergrund steht, den Künstler oder die Künstlerin zu unterstützen und dabei im Idealfall ein hübsches Gimmick zu erwerben.
Tonqualität oder Praktikabilität ist dann zweitrangig: Entscheidend ist, dass Format und Musik zusammenpassen – ob es die Soundtracks der 80er-Nostalgie-Vehikel "Stranger Things" oder "Guardians of the Galaxy" stilecht auf MC oder eben Vaporwave voller verschwurbelter 90er-Reminiszenzen auf Floppy Disk sind.
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