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Zweifel an der Darstellung

PRO MUSIK kritisiert BVMI-Studie zu gestiegenen Zahlungen an Musikern

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 20.03.2024

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PRO MUSIK kritisiert BVMI-Studie zu gestiegenen Zahlungen an Musikern

© Milo Bauman via unsplash.com

Eine Studie im Auftrag des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) erklärt, dass Zahlungen an Musiker*innen in den letzten Jahren stark gestiegen seien. PRO MUSIK, der Verband freier Musikschaffender, erhebt Zweifel an den Ergebnissen der Studie.

Das gemeinsam mit dem Förderverein Musikwirtschaft NRW und dem Landesmusikrat NRW verfasste Statement äußert deutliche Kritik an der in der Studie getroffenen Aussage, die Zahlungen an Künstler*innen hätten sich im Zeitraum von 2010 bis 2022 mehr als verdoppelt.

PRO MUSIK sieht diese Darstellung als Verschleierung der tatsächlichen Markt- und Machtverhältnisse an und bezeichnet die Aussagen als "überaus freundliche Darstellung".

Fehlende Differenzierung?

Darüber hinaus kritisiert PRO MUSIK die fehlende Unterscheidung zwischen ausübenden Künstler*innen, Musikautor*innen und Studiomusiker*innen in der Studie. Die zwei letzteren besitzen in den meisten Fällen keinen direkten Vertrag zu Labels. Dies blende die Studie aus.

Das Ziel der Studie bestand aber nun einmal darin, die Ausschüttungen von Labels an Musiker*innen zu untersuchen, die bei Labels unter Vertrag stehen – und nicht ein umfassendes Bild der Einkommensverhältnisse aller Musikschaffender zu zeichnen.

Dass die Studie die Rolle der Label möglichst positiv zeichnen und sie als Partner der Künstler*innen darstellen will, stimmt fraglos, aber daraus folgt nicht zwangsläufig, dass die Ergebnisse der Studie von vorneherein haltlos sind.

Es wäre aber sinnvoll gewesen, wenn die Studie den Begriff der Künstlerinnen und Künstler genauer definiert und herausgearbeitet hätte.

Kritik an Darstellung der Vorschüsse

PRO MUSIK kritisiert ebenfalls die Entscheidung der Studie, Vorschüsse als Bezugsgröße zu nutzen. Die "Investitionsfreundlichkeit" der Labels könnte laut dem Statement mit der Lebenserfahrung von Artists nicht in Einklang gebracht werden. Künstler*innen seien von den steigenden Erlösen teilweise oder komplett abgeschnitten.

Darüber hinaus übernehmen Künstler*innen laut PRO MUSIK selbst einen Großteil der Kosten für den Aufbau ihrer Karrieren. Die "personell dezimierten Labels" könnten diese Arbeit nicht mehr leisten. Aus diesem Grund sei der Vertriebsvertrag (und nicht der für Künstler*innen günstigere Künstler- oder Bandübernahmevertrag) die dominierende Vertragsform der Gegenwart.

Der Anstieg an Vorschuss-Zahlungen an Artists habe aber direkt damit zu tun, da die Labels bei Vertriebsverträgen höhere Lizenzsätze zahlten. Mit diesen Zahlungen aus Vertriebsverträgen müssten Künstlerinnen und Künstler neben Kosten für Herstellung von Tonaufnahmen auch Marketing und Promotion finanzieren.

Werden Einnahmen tatsächlich in Artists reinvestiert?

Das Statement weist auch auf die sinkenden Investitionen in Promotion und Marketing bei gleichzeitig steigenden Einnahmen der Labels hin, ein Aspekt, auf den wir auch in unserem Artikel zur Studie hingewiesen haben.

Zudem hinterfragt PRO MUSIK die Annahme der Studie, dass Artist-&-Repertoire-Ausgaben wirklich komplett in die Entdeckung und Entwicklung neuer Künstler*innen fließen. Auch dabei stimmen wir zu. Die Gleichsetzung zwischen A&R-Ausgaben und F&E-Ausgaben (also Ausgaben für Forschung und Entwicklung) überzeugt in der Tat nicht.

Viel Raum nach oben

PRO MUSIK erklärt, die Musikindustrie versuche den Eindruck zu erwecken, ihre gestiegenen Einnahmen würden vor allem in die Künstler*innen fließen. "Die vorgelegten Zahlen stützen dieses Bild aber nur begrenzt", heißt es im Statement.

Anders als die Studie es darstelle, kämen die gestiegenen Einnahmen der Musikindustrie keineswegs vornehmlich den Künstlerinnen und Künstlern zugute. Stattdessen ließen "die Ausschüttungen an Künstler*innen noch viel Raum nach oben erkennen".

Für weitreichende Investitionen in Künstler*innen sei durchaus Potenzial vorhanden, "von dessen Nutzung letztlich alle Marktteilnehmer*innen profitieren würden."

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