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"Corporate Identity" für Musiker und Bands?

So hinterlasst ihr mehr Eindruck und steigert euren Wiedererkennungseffekt

Tipps für Musiker und Bands von Frank Wilkens
veröffentlicht am 18.07.2017

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So hinterlasst ihr mehr Eindruck und steigert euren Wiedererkennungseffekt

Blues Pills beim Reload Festival 2015. © Frank Schwichtenberg (CC BY-SA 3.0)

Wer braucht schon eine CI, eine gute noch dazu? Und überhaupt, was ist das eigentlich?

CI steht für "Corporate Identity" und steht, in ein paar Worten ausgedrückt, für die Außendarstellung einer Firma, eines Vereins oder wie in diesem Falle für einen Künstler oder eine Band. Dabei umfasst sie "…die Gesamtheit der Merkmale, die ein Unternehmen kennzeichnen und es von anderen Unternehmen unterscheiden" (so beschreibt es wikipedia).

Wir möchten das Thema an dieser Stelle etwas genauer betrachten und einige Tipps für Bands und Musiker geben, was man beim Erstellen einer CI beachten sollte.

1. Was ist eine "Corporate Identity"?

Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um die Visitenkarte der Band. Ihr wollt, dass eure Musik gehört, die Platten verkauft und die Band gebucht wird. Dafür müsst ihr die dafür relevanten Punkte bezüglich der Vermarktung beachten: Bevor es daran geht, einen Pressetext oder ein Info-Sheet zu schreiben, gilt es die grundsätzliche Ausrichtung der Band in eine für alle passende Form zu bringen.

Hierzu sei noch angemerkt, dass jeder, der eine neue Firma, einen Verein oder auch eine politische Partei gründet, sich mit dem Thema der Außendarstellung auseinander setzen muss. Denn es wird ja das Ziel verfolgt, ein möglichst ansprechendes Bild zu vermitteln, welches potentielle Interessenten aufmerksam  machen soll.

2. Der berühmte zweite Schritt

Ihr seid ein paar Musiker, die wissen, welche Musik sie machen wollen. Der Bandname steht auch schon und vielleicht stehen bereits die ersten eigenen Songs. Damit ist der Grundstein gelegt. Jetzt gilt es, den zweiten Schritt zu machen:

Die vorhandenen und viel versprechenden Zutaten müssen zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammengefasst werden, welches Konzertveranstalter und potentielle Fans gleichermaßen anspricht. Da wären wir auch schon bei der Zielgruppe.

3. Für wen macht ihr das eigentlich?

In erster Linie für euch selbst. Was immer ihr euch mit eurem musikalischen Projekt als Ziele gesetzt habt, wichtig ist immer was euch persönlich gefällt. Mehr noch, ihr selbst müsst euch (hoffentlich sogar über viele Jahre) mit eurer Musik identifizieren.

Der Funke soll ja auf die Leute überspringen. Aber genau dieser Funke muss in euch lodern, um dann ein inneres Feuer für eure Musik zu entfachen. Könnt ihr euch nicht selbst überzeugen, klappt es womöglich auch nicht im größeren Umfeld.

Die Frage aber bleibt, wie denn genau der Funke überspringen soll. Auch hier lautet ein Teil der Antwort: "Corporate Identity".

4. Selbstreflektion

Macht euch Notizen, haltet eure Ideen fest und sammelt diese. Ob das Outfit zur Musik oder die Sprache zu den Texten passt, ist erst einmal zweitrangig. Zunächst gilt es, ein buntes Potpourri von Einfällen zu sammeln.

Ich persönlich schicke den Musikern einer Band, die mit mir zusammen arbeiten möchten, ein Interview. Gut zwei Dutzend Fragen, die sich mit dem einzelnen Musiker selbst beschäftigen und aus denen ich die eine oder andere zündende Idee bekomme, die manchmal ganz unbewusst mitgeliefert wird, weil eben jemand von "draußen" auf die Band schaut. Fordert euch Feedback ein und nehmt Kritik ernst!

5. Logisch braucht man ein Logo

Wenn man das Logo einer Black-Metal-Band oder einer Brutal-Death-Metal-Band entziffern kann, dann ist es nicht gut genug. Jeder, der sich mit diesen extremen Musikrichtungen beschäftigt, kennt die Schriftzüge solcher Bands. Kann ich den Bandnamen nicht entziffern, können zwei Dinge passieren:

Zum einen verliere ich das Interesse, wenn ich den Bandnamen beim besten Willen nicht erkennen kann. Dann gehöre ich aber auch nicht zur ausgewählten Zielgruppe. Siegt aber die Neugier und ich lasse nicht locker, bis ich mehr über die Band in Erfahrung bringen kann, dann ist das Konzept bereits aufgegangen.

Rückschlüsse auf die dargebotene Musik lassen sich auch leicht bei den Retro-Bands ziehen:

Im Stile der siebziger Jahre haben sich Bands wie zum Beispiel Blues Pills (Titelbild) auf geschwungene, farbenfrohe Grafiken konzentriert, die den Bandnamen optisch eindrucksvoll in Szene setzen. Überhaupt die Farben. Nicht alles auf dieser Welt ist schwarz-weiß! Ein ganz bestimmter individueller Farbton macht oftmals mehr her als ein bis ins Detail ausgetüftelter Schriftzug.

J.B.O.: Eine CI par excellence

J.B.O.: Eine CI par excellence, © Pressefoto

Tipp: Einfach mal mit der Farbpalette am Computer probieren, was bestimmte Farbnuancen für das Auge des Betrachters bewirken können. Nehmen wir mal J.B.O.: Von Anfang an dem Blödel-Metal verschrieben, punkten die Erlanger vor allem durch die Verwendung der Farbe Rosa. Und der Erfolg gibt den Burschen recht, eine CI par excellence.

6. Weitere Faktoren der Imagebildung

Bleiben wir mal bei J.B.O.: Das Zusammenspiel der verschiedenen Rosa/Schwarz-Farbtöne ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal der Band. Es mag mittlerweile in Vergessenheit geraten sein, aber die Abkürzung steht für "James Blast Orchester". Dafür wurde die Band zu Beginn ihrer Karriere abgemahnt und benutzt seither die Abkürzung. Im Prinzip haben die Vier also ziemlich viel richtig gemacht, dazu kommt noch das Konzept, Songs aus allen Sparten der populären Musik (von Slayer bis Nena) zu covern und mit lustigen deutschen Texten zu versehen. Das hat J.B.O. zunächst regionalen Erfolg beschert, doch der Ruf verbreitete sich in Windeseile, auch der kommerzielle Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.

Wer weiß, was aus dieser Band geworden wäre, wenn einer der genannten Faktoren nicht in dieser Form funktioniert hätte.

7. Woraus setzt sich die CI zusammen?

Nochmal zusammengefasst: Es gilt, aus allen Komponenten ein einheitliches Gesamtbild zu erstellen.

Das fängt natürlich zunächst bei der eigentlichen Idee an, bei den Texten und der Musik. Auf dieses Fundament wird zunächst das optische Erscheinungsbild aufgebaut. Frisuren und Kleidung mögen da die wichtigsten Themen sein, es geht aber auch um Dinge wie Ausdrucksweisen, Mimik, allgemeine Körpersprache. Das gilt es zu hinterfragen, bevor man sich dann zu einem (hoffentlich nicht ganz billigen) Fotografen begibt.

Nächster Punkt beinhaltet die sogenannte Performance. Wie bewegt ihr euch auf der Bühne? Gibt es eine Rollenverteilung? Ist geplant, dass sich die Musiker Künstlernamen zulegen und wie passen diese zur stilistischen Ausrichtung? Werden Ansagen geprobt (Stichwort Entertainment)?

Parallel dazu sollte ein Logo, eine farbliche Zuordnung und ein zumindest solider Internetauftritt geplant werden. Ganz wichtig dabei: Kontaktdaten so platzieren, dass Leute, die an eurer Band interessiert sind, möglichst schnell und klar informiert werden, an wen sie sich wenden müssen.

8. Puzzleteile

Im Prinzip kann man sich die CI auch wie ein Puzzle vorstellen, in dem alle Teile an den richtigen Stellen zueinander passen und es am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt.

"Wer sind wir und wie zeigen wir es der Menschheit?" – Habt ihr diese Frage für euch bereits beantwortet?

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