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Damit ihr euch bei Konzerten richtig gehen lassen könnt

Sorgenfreier Auftritt: 10 Tipps für die optimale Gig-Vorbereitung

Tipps für Musiker und Bands von Marco Sulek
veröffentlicht am 05.10.2017

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Sorgenfreier Auftritt: 10 Tipps für die optimale Gig-Vorbereitung

Perfekt auf ein Event vorbereitet sein heißt, sich auf der Bühne richtig gehen lassen zu können. © MKB 2017

Nicht nur eure astreine Performance sorgt für eine gelungene Show. Bereits vorm Entern der Bühne muss einiges beachtet werden – Vorbereitung ist schließlich alles. Hier findet ihr zehn der essenziellsten Tipps überhaupt.

Perfekt auf ein Event vorbereitet sein heißt, sich auf der Bühne richtig gehen lassen zu können. Und das, ohne sich permanent gedanklich mit dem Drumherum zu beschäftigen. Ein positiver Nebeneffekt dabei: Je professioneller ihr vorgeht, desto eher werdet ihr vom gleichen Veranstalter erneut gebucht oder weiterempfohlen. Soweit klar. Aber was muss nun beachtet werden?

Die folgenden Tipps sind nicht unbedingt nach Priorität geordnet. Sie überschneiden sich teilweise sogar mit anderen. Wenn ihr euch jedoch über jeden Punkt ernsthaft Gedanken macht, steht einer sorgenfreien Show nichts im Wege.

1. Kommuniziert

Nichts ist wichtiger als eine eindeutige Kommunikation. Stellt darum penibel sicher, dass alle Beteiligten auch wirklich alles richtig verstanden haben. Und wenn euch selbst etwas nicht ganz klar ist, fragt unbedingt noch einmal nach. Damit sichert ihr euch bereits die erste Hälfte der Miete.

Konkret sollten mitunter folgende Fragen mit dem Team geklärt und ausdiskutiert sein:

  • Bandmitglieder: Welche Songs werden gespielt? Ist jedem seine Rolle während des Auf- und Abbaus bekannt? Wer kümmert sich darum, dass alle Mitwirkenden die nötigen Informationen erhalten?
  • Ton- und Lichttechniker: Habt ihr Backing-Tracks? Nutzt ihr herkömmliches Monitoring oder In-Ears? Gibt es ein Intro, das abgespielt werden soll? Verwendet ihr Funksysteme – und wenn ja, wie viele Kanäle? Habt ihr spezielle Wünsche bezüglich Sound und Licht?
  • Veranstalter: Wann spielt ihr? Gibt es kurzfristig noch Änderungen in der Running Order? Wo könnt ihr parken und euer Equipment ein- und ausladen? Wie lange habt ihr Zeit, um in der Umbaupause euer Zeug aufzustellen? Müssen Frequenzen für Wireless-Systeme lizenziert werden?
  • Roadies, Stagehands und andere Helferlein: Wer kümmert sich wann um den Sound- beziehungsweise Line-Check? Gehören während der Show bestimmte Bühnenelemente ausgetauscht – und wenn ja, wann genau? Wer kümmert sich um das Merchandise?

Eine ordentliche Kommunikation bedeutet übrigens auch, gewisse Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. So könnt ihr bei Unstimmigkeiten auf die entsprechende Email, Messenger-Nachricht oder SMS verweisen.

2. Pflegt eure Instrumente

Überprüft spätestens zwei Tage vor dem Auftritt euer Equipment. Dadurch habt ihr genügend Puffer, um gegebenenfalls Ersatzteile zu besorgen oder einen Fachmann aufzusuchen.

Zur professionellen Pflege gehört freilich auch das Reinigen und Warten. Sprich:

  • Gitarre und Bass: Entsorgt abgefuckte Saiten, befreit das Griffbrett von Schmutzablagerungen und zieht neue Saiten auf. Testet außerdem eure Amps durch und lasst – am bestem von einem Profi – kaputte Röhren austauschen, kratzende Potis ersetzen und Wackelkontakte löten.
  • Schlagzeug: Entfernt verbeulte Felle, holt alle Fremdpartikel aus den Kesseln und zieht neue Felle auf. Schmiert außerdem bei Bedarf die Fußmaschine mit harzfreiem Öl.
  • Tasteninstrumente: Holt alle Fussel zwischen den Tasten und unter der Tastatur heraus.
  • Gesang: Wascht den Schaumstoff im Korb eurer Mikrofone.

Kümmert euch um vermeintliche Kleinigkeiten. Ist eine Mechanik an der Gitarre ganz leicht gelockert? Zieht sie fest und überprüft ebenso alle anderen. Die Buchse am Keyboard wackelt ein bisschen? Festmachen. Eine Schraube in der Snare schnarrt zusätzlich mit? Fell weg, anziehen, Fell drauf. Es kommt oft vor, dass scheinbar Nichtiges die Bühnenstimmung vermiest.

3. Wärmt euch vor dem Gig auf

Nein, das heißt nicht, dass ihr euch volllaufen lassen sollt. … Gemeint ist das Warmspielen und Einsingen! Saitenkünstler können zudem schon mal ihre Instrumente stimmen.

Wenn ihr nicht im Stau standet und keine Probleme bei der Parkplatzsuche hattet, bleibt euch ohnehin genügend Zeit. Nutzt diese effektiv. Übertreibt aber nicht, indem ihr euch auspowert. Das bringt niemandem etwas.

Backstage steht kein Schlagzeug, auf dem ihr euch eingrooven könnt? Nehmt genau hierfür ein Übungspad mit. Die relativ leisen Schläge hierauf stören weder vor noch hinter der Bühne.

Übrigens: Ein kleines Bierchen oder auch mal ein Stamperl tun nicht wirklich weh. Aber Exzess hinter und auf der Bühne ist ein absolutes No-Go. Schließlich könnt ihr euch noch nach der Performance betrinken, sobald alles fach- und sachgerecht abgebaut sowie verstaut wurde.

4. Sorgt für Ersatz

Es ist unvorhersehbar, ob etwas und – wenn ja – was plötzlich den Dienst quittiert. Selbst neue Saiten und Felle können reißen. Alles doppelt dabei zu haben ist aber nicht zweckmäßig. Doch vor allem für Folgendes sind Reserven unverzichtbar:

  • Batterien
  • Kabel
  • Plektren
  • Saiten
  • Setlist
  • Snarefell
  • Sticks
  • Stimmgerät

Wenn dann doch etwas Unersetzbares wie Bass oder Fußmaschine den Geist aufgibt, ist die Verzweiflung groß. Idealerweise stellt ihr euch deswegen schon im Vorfeld mit anderen Bands gut, die auf dem gleichen Event auftreten. Einem netten Musikerkollegen leiht man noch eher sein geliebtes Equipment als jemandem, der unfreundlich oder arrogant war und sich Backstage nicht benehmen konnte.

Testet euer Equipment vorm Gig, eure Amps zum Beispiel auf kaputte Röhren, kratzende Potis oder Wackelkontakte.

Testet euer Equipment vorm Gig, eure Amps zum Beispiel auf kaputte Röhren, kratzende Potis oder Wackelkontakte., © MKB 2017

5. Übt eure Songs bis zum Umfallen

Besonders für eher bühnenunerfahrene Musiker gilt: üben, üben, üben. Was im Proberaum oder im Studio verschmerzbar ist – wie ein verpatzter Einsatz oder ein versautes Solo – verzeiht einem das Publikum nur schwer.

Üben heißt allerdings nicht nur, gemeinsam als Band zu proben. Ihr könnt euch auch im Alleingang vorbereiten. Dabei müsst ihr aber nicht unbedingt alleine spielen. Wenn ihr eure Songs recorden könnt oder bereits Aufnahmen habt, schaltet einfach eure eigene Spur stumm und spielt dazu.

Eine interessante Methode ist übrigens das rein mentale Üben. Hierbei "spielt" ihr eure Songs gedanklich durch. Das könnt ihr überall tun: beim Frühstücken, in der Mittagspause oder beim Duschen. Allerdings solltet ihr euch schon richtig konzentrieren können, um einen Lerneffekt zu erzielen – also nicht beim Autofahren oder in der Arbeit. Mit dieser Technik könnt ihr selbst schwierige Passagen so lange wiederholen, bis ihr sie meistert. Das im Gedankenspiel Erlernte lässt sich dann erstaunlich gut auf dem realen Instrument anwenden.

6. Bekämpft euer Lampenfieber

Freilich leidet nicht jeder Musiker an Auftrittsangst. Manche sind sogar die geborenen Bühnenkünstler. Nichtsdestotrotz gibt es aber jene, die von starkem Lampenfieber geplagt werden – ja, selbst Profimusiker sind betroffen.

Sei es nun aus Unerfahrenheit, Unsicherheit oder Veranlagung: es gibt viele Methoden, um gegen Lampenfieber vorzugehen. Neben therapeutischen Maßnahmen können auch andere Dinge helfen, wie sich das Publikum nackt vorzustellen – wie die bekannte Empfehlung lautet.

Genau zu diesem Thema existieren Artikel bei Backstage PRO, einige hilfreiche Bücher und sogar eine Lampenfieberambulanz eigens für Musiker wurde in Bonn ins Leben gerufen.

Von einer Sache ist allerdings eher abzuraten: die Einnahme von Medikamenten. Diese unterdrücken lediglich die Angst, bekämpfen aber nicht die eigentlichen Ursachen. Außerdem sind individuelle Nebenwirkungen oder gar eine Abhängigkeit nicht auszuschließen.

"Verschleppen" solltet ihr eure Ängste jedoch nicht. Genau wie bei einer hinausgezögerten Erkältung wird es mit der Zeit immer schwieriger, das Problem rasch loszuwerden.

Lampenfieber ist vielen Musikern vor ihren Bandkollegen peinlich. Gerade deshalb tut ihr gut daran, Mitmusikern mit Auftrittsangst gegenüber verständnisvoll zu sein und sie so gut wie möglich zu unterstützen.

7. Aktualisiert euren Technical Rider

Ein Technical Rider ist für einen Ton- und Bühnentechniker von großer Bedeutung und gehört eigentlich zum Punkt "Kommunikation". Hier steht alles technisch Relevante drinnen – von der Anzahl an benötigten Kanälen bis zur Anordnung der einzelnen Schlagzeugbecken.

Wenn ihr keinen eigenen Tontechniker habt, kann sich der engagierte Mischer anhand dieses Dokuments bereits frühzeitig Gedanken über die technische Umsetzung machen. Darum schickt jede professionell arbeitende Band diesen weit im Vorfeld dem Veranstalter.

Doch ein Technical Rider ist nichts Statisches. Spätestens dann, wenn euer Line-Up wechselt oder ihr neues Equipment nutzt, gehört das Dokument überarbeitet. Am besten geht ihr für jedes Konzert und jede Tour euren Technical Rider noch einmal durch.

8. Informiert euch über den Weg

Kein Scherz. Wisst genau, wie ihr fahren müsst, um wohlbehalten und vor allem pünktlich am Veranstaltungsort anzukommen. Verlasst euch dabei nicht nur auf euer Navi. In manchen Städten gibt es tatsächlich doppelte Straßennamen – und das kann zu bösen Überraschungen führen.

Schaut auf Google Maps, wie ihr hin kommt. Hier findet ihr außerdem Infos dazu, welche Straßen gesperrt sind und wo Baustellen den Verkehr beeinträchtigen. Idealerweise schaut ihr zudem kurz vor dem Losfahren auf Google Maps und lasst euch die Verkehrssituation anzeigen. Eine auf 15 km dunkelrot hinterlegte Autobahn solltet ihr unbedingt umfahren.

9. Wisst immer, wo ihr seid

Das klingt vielleicht erst einmal lustig. Aber vor allem auf längeren Touren kommt man schnell mal durcheinander. Ein "Hallo Köln, alles frisch?" nimmt euch unter Umständen das Publikum in Düsseldorf übel. Ein kurzes Nachfragen hinter der Bühne erspart euch vieles. Schaut gegebenenfalls auch auf euren Kalender, um euch den genauen Wochentag wieder in Erinnerung zu rufen.

Was bei Publikum übrigens gut ankommt, ist, wenn ihr bei kurzen Ansprachen auf örtliche Besonderheiten eingeht. In Berchtesgaden könnte man von den schönen Bergen schwärmen, in Sylt von der klaren Meeresluft und in Kaiserslautern vom unendlichen Pfälzer Wäldchen. Schaut einfach kurz im Vorfeld, wofür die Umgebung der Location bekannt ist, in der ihr spielt.

10. Geht eure Checkliste noch einmal durch

Ihr habt keine Checkliste? Dann nichts wie ran. Zugegeben, das Erstellen von Listen ist immer lästig. Habt ihr euch aber einmal die Arbeit angetan, werdet ihr später froh drum sein. Und wenn doch einmal Änderungen anfallen sollten, hält sich in der Regel der Aufwand in Grenzen.

Auf einer Checkliste steht idealerweise jedes Einzelteil, das ihr mitnehmen wollt. Das fängt bei den Instrumenten an, geht über unverzichtbare Ersatzteile und reicht hin bis zu Backdrop und Merchandise.

Mit einer abgehakten Kontrollliste fährt es sich leichter in Richtung Veranstaltungsort. Darum druckt eure Checkliste aus und hakt alles Erledigte ab:

  • Ist alles eingepackt?
  • Weiß jeder, was zu tun ist?
  • Ist jedem bekannt, wohin es geht?
  • Wurden alle aus dem Team informiert?

Nun seid ihr aber gefragt! Welche Punkte sind für euch unverzichtbar? Habt ihr gar wichtige Ergänzungen? Was ist so richtig in die Hose gegangen, weil ihr etwas nicht beachtet habt?

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