Der Zwang zum Bekenntnis
Über den Umgang mit Genre-Bezeichnungen zwischen Abgrenzung und Zuordnung
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Musikgenres: Bei euch eine Gratwanderung zwischen freaky und mainstreamig?. © joris484 / 123RF
Bei der Vielzahl der verfügbaren oder noch zu erfindenden Genre-Bezeichnungen ist eine genaue Abgrenzung gar nicht so leicht möglich, zumal die Grenzen oft fließend sind. Noch schwieriger wird es, den kreativen Prozess des Songwritings künftig auf eine bestimmte Stilrichtung zu beschränken und dabei trotzdem die gewünschte, klangliche Vielfalt der Songs zu erhalten.
Was nicht passt wird passend gemacht?
Wenn du selbst Songs schreibst, kennst du die Situation: Da setzt sich aus heiterem Himmel ein Riff oder eine Melodie im Kopf fest. Man arbeitet an der Idee und plötzlich fallen dir noch andere Parts ein, so dass man bei der nächsten Probe den Rohentwurf eines neuen Songs präsentieren kann.
Spätestens bei der Vorstellung vor der gesamten Band stellt sich jedoch die Frage: „Passt der neue Song auch zur Stilrichtung der Band?“, oder anders ausgedrückt: Wo endet eigentlich musikalische Vielfalt und wo beginnt der Stilbruch?
Und wie behandelt man Feedback von Außen? Wenn zum Beispiel die Plattenfirma damit argumentiert, dass Fans einer bestimmten Stilrichtung die CDs kaufen, eben weil sie nur diesen einen Stil gut finden. Sind auf dem Album dann Songs, die stilistisch etwas abweichen, würden ihnen diese nicht gefallen und die CD avanciere zum Ladenhüter. Würde das Fazit darauf also lauten keine stilistischen Experimente zu wagen, um das Risiko möglichst klein zu halten?
Zählen Zahlen oder Ideen?
Die Einstellung des Plattenlabels in diesem Beispiel ist sicher kein Einzelfall und hat meine eigene Band bei der letzten Produktion dazu gezwungen, kurzfristig zwei bereits fest eingeplante Songs auszutauschen. Sie hatten einen leichten Funk-Einschlag und würden aufgrund dessen angeblich nicht zu uns und unserem Hardrock-Stil passen.
Ein neuzeitlicheres Phänomen, das hier noch hinein spielt, ist die Auswertung jener Daten, die Musikhörer durch ihre Aktivitäten auf Plattformen wie Shazam, iTunes oder Spotify hinterlassen. Damit beantwortet man die Frage genauer als je zuvor, welche Genres überhaupt gefragt sind. Clevere Produzenten können damit sehr marktkonform agieren, aber man gibt dadurch natürlich einen Teil seiner Eigenständigkeit auf. Schnell sitzt man in der Falle, dass manchmal das eine ganz nach dem anderen klingt.
Wie hält man sowas stilbeschreibend noch auseinander? Man ahnt doch, wie wichtig ein möglichst individuelles Image für die Stärke der eigenen "Marke" ist und weiß, dass man dies auch auf allen Ebenen kommunizieren muss. Und bei der Frage "welche Musik macht ihr?", die der Verwandte oder die Bekannte mit einhunderprozentiger Sicherheit früher oder später stellen wird, fängt es eben an!
Für Musiker und Bands stellt sich daher die Frage, was nun der ideale Weg ist: Musikalische Vielfalt und Abwechslung preisen oder doch lieber in Schubladen denken?
Was ist der richtige Umgang mit Genre-Bezeichnungen?
Dieses Thema ist sicher oft Gegenstand von grundsätzlichen Diskussionen in Bands. Wie geht ihr damit um?
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