Große Teilnehmerzahl. Die Ergebnisse.
Umfrage zur Gage: So viele Musiker sind bereit, umsonst aufzutreten
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Finanzen sind ein größerer Teil des Musikerlebens, als es vielen lieb ist. Wir wollten von euch wissen: Wie steht ihr zum Thema Gage?. © mikemols / 123RF
Viele Künstler klagen darüber, keine angemessenen Gagen zu erhalten. Auch die große Musikwirtschaftsstudie hatte belegt: Die meisten Musiker brauchen Zusatzeinkommen, um über die Runden zu kommen. Doch die Musiker-Community ist durchaus heterogen und es kursieren viele unterschiedliche Ansichten zu dem Thema, was auch die folgenden Ergebnisse zeigen.
Von den insgesamt 1296 Teilnehmern unserer Umfrage beschreiben sich 224 (17%) als professionelle Musiker und 444 (34%) als Amateure. 628 Teilnehmer (also fast 50%) verstehen sich als Semi-Profis.
Das eigene Projekt – und das liebe Geld
Die Mehrheit der befragten Musiker (60%) sieht die eigene Musik als Unterhaltung, während 40% sie als Kunst(werk) verstehen – was natürlich prinzipiell keine Kategorien sind, die sich gegenseitig ausschließen würden. Doch im Sinne einer repräsentativeren Statistik sollten sich die Befragten an dieser Stelle festlegen.
- Mit knapp 50% dominiert vor allem die Vorstellung der eigenen Bands/des eigenen Acts als ein Produkt, in das (anfänglich) Zeit und Geld investiert werden muss – bei den "Künstlern" findet sich dieser Gedanke mit 53% ebenfalls vornehmlich.
- Die wenigsten Musiker sehen ihre Musik als ein reines Kunstprojekt, das sie abseits von Gewinnabsichten verfolgen (14%) – auch nicht diejenigen Teilnehmer, deren Selbstverständnis das eine "Künstlers" ist (20%).
- Als eine Dienstleistung, bei der die angemessene Entlohnung im Vordergrund steht, verstehen immerhin 37% ihren Act.
Unterscheidet sich der Profi vom Amateur?
Es scheint, dass der "Act als Kunstwerk" mit zunehmender Professionalisierung immer stärker an Stellenwert verliert. Viele Profis geben auch an, über die Anfangsphase, in der investiert werden muss, hinaus zu sein – mit 61% dominiert in diesem Segment eindeutig ein gewisser Dienstleistungs-Gedanke.
Die Gage-Vorstellungen
- Für die meisten Befragten ist es ok, bei den richtigen Rahmenbedingungen (z.B. viele Zuschauer) auch ohne oder nur für wenig Gage zu spielen.
- 31% sehen es als am wichtigsten an, nicht draufzahlen zu müssen.
- Die wenigsten der Befragten sehen ein, auf ihre Gage zu verzichten (6%). Ausschließlich gegen Gage spielen immerhin 11%.
Je höher die Professionalisierung, desto weniger ist es offensichtlich eine Option, ohne Gage zu spielen (siehe Grafik) – das ist naheliegend. Doch vorherrschend bleibt auch hier der Gedanke, auf Gage zu verzichten, wenn die Rahmebedingungen stimmen:
Was ist die Motivation der befragten MusikerInnen?
Wie die Grafik zeigt, ist das Geldverdienen in den meisten Fällen für die meisten nicht der der Stein des Anstoßes, ein Instrument zu ergreifen. Im Vordergrund steht es vielfach eher, die eigene Musik bekannt zu machen. Auch "andere Gründe" (Musizieren in Gesellschaft, zum Spaß oder der Musik wegen) sind populär:
Auch hinsichtlich des eigenen Selbstverständnisses finden sich Unterschiede:
- Diejenigen, die ihre Musik als Kunst verstehen, sehen die Steigerung ihrer Bekanntheit als am wichtigsten an (76%).
- Bei Unterhaltungsmusikern ist diese weniger bedeutsam (46%). Die "anderen Motive" sind hier beinahe gleichauf (41%), kommerzielle Ziele treten in den Vordergrund (13% vs. lediglich 4% bei den Künstlern).
Wie sieht die Setlist aus?
- Es dominieren gemischte Setlists (hauptsächlich Cover, wenig eigene Songs bzw. hauptsächlich eigene Songs, wenige Cover).
- Ebenso beliebt sind Auftritte, bei denen ausschließlich eigene Songs gespielt werden (beide ca. 42%).
- Reine Cover-Sets sind mit ca. 15% deutlich in der Unterzahl.
Was macht das Set aus?
Auffällig ist, dass die Zusammenstellung der Setlist sowohl mit dem eigenen Selbstverständnis als auch mit der Professionalisierung in engem Zusammenhang steht. Bei den "Künstlern" dominieren eigene Songs den Auftritt (62%), reine Cover-Sets sind beinahe nicht existent; bei "Unterhaltungsmusikern" sind die verschiedenen (Misch-)Formen recht gleich verteilt:
- Ähnlich zu den "Künstlern" dominieren auch bei semi-professionellen und Amateurmusikern insbesondere eigene Songs das Set (46% bzw. 42%).
- Bei professionellen Musikern ist dies weit weniger populär (30%), hier steigt dafür die Beliebtheit von gemischten Sets mit vielen Covern (29%).
- Amateur-Musiker wiederum liegen bei ausschließlichen Cover-Sets vorne (18%).
Eigene Songs, eigener Name
Was ebenfalls auffällt: Je mehr eigene Songs in der Setlist zu finden sind, desto stärker tritt der Wunsch, die eigene Musik bekannter zu machen, in den Vordergrund. Bei "Cover-Artists" treten vor allem die "anderen Motive" (Spaß, Gesellschaft...) sowie auch kommerzielle Motive in den Vordergrund.
Euer Feedback
Überraschen dich diese Ergebnisse oder hast du das genau so erwartet? Wie sollte es deiner Meinung nach von hier an weitergehen? Welche Fragen stellen sich dir bei dem Thema noch? Welche Konsequenzen ziehst du persönlich, wenn überhaupt? Wir freuen uns auf dein Feedback!
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