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Keine Wertschätzung?

Universal kritisiert TikTok in neuem Statement

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 06.03.2024

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Universal kritisiert TikTok in neuem Statement

Das Universal Music Publishing Group Hauptquartier in Santa Monica, Kalifornien. © Coolcaesar [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], von Wikimedia Commons

Nach dem Scheitern der Lizenzverhandlungen zwischen Universal und TikTok wendet sich das Major Label in einem Statement an die von ihm vertretenen Künstler und Songwriter und erklärt die Hintergründe des Streits. Als Folge des Bruchs droht möglicherweise auch eine Flut an modifizierten Songs auf TikTok.

Nach gescheiterten Lizenzverhandlungen der Universal Music Group und TikTok, hatte das Major Label zum 1. Februar 2024 die Musik seiner Künstlerinnen und Künstler von der Kurzvideoplattform entfernen lassen.

Ende Februar – und somit sogar ein paar Tage vor Ablauf einer auf den 1. März gesetzen Frist – folgten schließlich die Werke des Universal Music Publishing Katalogs. Dieser umfasst all jene Lieder, an deren Entstehen von der UMPG vertretene Songwriter mitgewirkt haben. 

Keine faire Entlohnung

Jetzt hat die UMPG ein Statement veröffentlicht, in dem sich das Unternehmen an seine Artists und Songwriter wendet. In diesem heißt es, TikTok entferne die UMPG-Songs, weil keine Lizenz vorhanden sei. Bisher hätte die Kurzvideoplattform nicht zugestimmt, den fairen Wert der betroffenen Songs anzuerkennen, etwas, das für viele andere digitale Partner auf der ganzen Welt bisher kein Problem dargestellt habe.

In ihrem Schreiben zeigt die UMPG ihren Artists und Akteuren gegenüber einerseits Verständnis dafür, dass der Lizenzstreit mit TikTok und die daraus resultierenden Folgen eine Belastung für diese darstellt, betont jedoch auch, dass sie im Interesse der Musikgemeinschaft handele:

"Wir verstehen, dass die Unterbrechung für einige von euch und eure Karrieren schwierig ist, und wir sind sensibelisiert dafür, wie sich dies auf euch auf der ganzen Welt auswirken kann. Wir sind uns bewusst, dass dies im Moment unangenehm sein könnte. Aber es ist entscheidend für den nachhaltigen zukünftigen Wert, die Sicherheit und die Gesundheit des gesamten Musik-Ökosystems, einschließlich aller Musikfans."

Weitere Kritikpunkte

Neben einer fairen Entschädigung für die Songs der Artists und Songwriter hätten sich die Verhandlungen auch auf zwei andere ebenso wichtige Themen bezogen: von Universal als mangelhaft wahrgenommener Schutz der menschlichen Künstler und Künstlerinnen vor den schädlichen Auswirkungen von KI sowie eine unausreichende Online-Sicherheit für TikTok-User, zu denen auch kleine Kinder gehörten.

Weiter heißt es:

"Wie immer wird die UMPG nur Partner unterstützen, die Songwriter, Artists und ihre Songs schätzen. Wir können auf eine lange Geschichte des erfolgreichen Einsetzens für unsere Songwriter zurückblicken und werden dies auch weiterhin tun."

TikToks Sicht der Dinge

TikTok hat naturgemäß eine andere Sicht der Dinge In einer Mitteilung Ende Januar erklärte die Kurzvideoplattform, es sei bedauerlich und enttäuschend, dass die Universal Music Group "ihre eigene Gier über die Belange ihrer Künstler*innen und Songwriter stellt". Universal habe sich letztendlich dafür entschieden auf die Unterstützung einer Plattform zu verzichten, die zur kostenlosen Promotion und Entdeckung ihrer Talente dienen könne.

Ganz abgeschlossen scheint das Kapitel zwischen Universal und TikTok jedoch noch nicht zu sein, denn in einer neuen Mitteilung auf der TikTok Seite heißt es:

"Wir sind nach wie vor bestrebt, eine faire Einigung mit der Universal Music Group zu erzielen [...]. Wir werden weiterhin alle Künstler*innen – auch diejenigen, deren Musik derzeit nicht auf unserer Plattform verfügbar ist – mit ihren Fans verbinden."

Wachstum an modifizierten Songs

Eine solche Einigung sollte den betroffenen Artists und Songwritern jedoch nicht nur zu Gute kommen, indem diese ihre Musik erneut über TikTok promoten können. Aus einer durch PEX durchgeführten Studie geht hervor, dass gerade im vergangenen Jahr 2023 ein beachtlicher Zuwachs an modifizierten Audio-Tracks auf der Plattform Einzug gehalten hat. Unter diesen Tracks versteht man in Pitch und Schnelligkeit abgeänderte Versionen eines Songs.

Machten derartige modifizierte Audio-Tracks bei TikTok im Jahr 2022 noch 24,55 Prozent aus, waren es im Jahr 2023 bereits 38,03 Prozent. Damit stellt TikTok eine von wenigen Plattformen da, bei denen dieser Anteil angestiegen ist. Gerade "Sped up"-Songs, also beschleunigte Versionen eines Songs landen immer wieder in den plattformeigenen Trends.

Auch wenn diese Entwicklung für Artists die Möglichkeit eröffnet, gleich mehrere Versionen ihrer Songs zu veröffentlichen und diese somit aktuell zu halten, bergen modifizierte Tracks auch eine Schattenseite. 

Steht eine Welle an abgeänderten Songs bevor?

Denn die Einfachheit der Produktion dieser führt dazu, dass entsprechende Versionen oft ohne Zutun der hinter den Werken stehenden Rechteinhaber*innen geschieht. In diesem Fall erhalten Artists und ihre Labels für die veränderten Versionen ihrer Songs keine Vergütung. 

Ashley King, die als Autorin bei Digital Music News tätig ist, stellt in einem ihrer Artikel die Theorie auf, dass die Entfernung der im UMG- und UMPG-Katalog enthaltenen Werke das Wachsen des Anteils an modifizierten Tracks noch weiter begünstigen könnte. 

Fatale Entwicklung

Tatsächlich könnte es sein, dass die nun entfernten Songs der Plattform früher oder später in abgeänderter Version und nicht im Einverständnis mit den jeweiligen Artists und deren Label erneut auf TikTok erscheinen. Die dabei generierten Tantiemen würden dann an die jeweiligen Ersteller*innen des Tracks gehen.

Da die Originale nicht mehr länger verfügbar sind und somit eine starke Konkurrenz wegfällt, könnte sich dies im Rahmen von Streaming-Fraud zunutze gemacht werden. Für die eigentlichen Artists und Songwriter wäre dies eine fatale Entwicklung. 

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