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Es geht ums Geld

Vertrauensbruch: PledgeMusic schuldet Musikern deren Crowdfunding-Einnahmen

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 30.01.2019

crowdfunding pledgemusic

Vertrauensbruch: PledgeMusic schuldet Musikern deren Crowdfunding-Einnahmen

© Pixabay

Die Crowdfunding-Plattform PledgeMusic schuldet zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern deren Gewinne – Zahlungen, die Fans bereits geleistet haben, die die Plattform jedoch nicht weitergeleitet hat.

Das Prinzip von PledgeMusic ist simpel: Möchte z.B. eine Band ein neues Album aufnehmen, so kann sie über die Website einen Spendenaufruf starten. Fans können der Band Geld zukommen lassen, dass dann direkt in die Produktion fließt.

Als Gegenleistung erhalten die Fans dann beispielsweise das Album, wenn es fertiggestellt ist. Auch Merchandise, Vinyl oder Meet-and-Greets können als Spendenanreiz angeboten werden.

Direktvertrieb

Der direct-to-fan-Ansatz von PledgeMusic sorgte für die Popularität dieser Plattform, da er es Musikerinnen, Musikern und Bands erlaubte, unabhängig von einem Label zu agieren und die eigenen künstlerischen Visionen so direkt auszuleben.

Nun hat PledgeMusic das bisherige Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler jedoch ernstlich erschüttert. Zahlreiche PledgeMusic-Mitglieder berichten, dass die Website ihnen die bereits geleisteten Zahlungen von Fans vorenthalte. Auf Nachfragen diesbezüglich werde häufig ausweichend oder gar nicht reagiert.

Ruinös

Dies stellt jedoch nicht nur einen Vertrauensbruch dar. Die fehlenden Auszahlungen können unter Umständen monatelange Vorausplanung einer Band ruinieren – so etwa geschehen im Falle des Eletro-Industrial-Projektes ohGr, einem Nebenprojekt von Nivek Ogre (Skinny Puppy).

ohGrs Crowdfunding-Kampagne lief eigentlich mehr als zufriedenstellend. Doch kamen die hohen Spendensummen schlussendlich niemals bei der Band an, sondern verblieben in den Händen von PledgeMusic.

Damit blieb die Band nicht nur zahlreichen zahlenden Fans Merch-Artikel schuldig, die von dem eingenommenen Geld produziert werden sollten. ohGr mussten auch eine bereits gebuchte Tour zu ihrem neuen Album spielen, ohne physische Kopien des Albums verkaufen zu können. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat das Projekt noch immer kein Geld erhalten. 

Kein Einzelfall

Gerade auf Twitter teilen vor allem Indie-Musiker und -Musikerinnen ähnliche Erfahrungen mit PledgeMusic:

Der Keyboarder der Gruppe Jesus Jones, die eine der ersten waren, die die Praktiken von PledgeMusic anpragerten, gab ein langes Interview zur Thematik:

Auch die Musikerin Heather Peace gibt sich maßlos enttäuscht:

Reumütig

Schon die Vielzahl der Beschwerden zeigte, dass es sich weder um persönliche Rache noch um traurige Einzelfälle handelte. So berichteten bald auch die BBC und Billboard über PledgeMusic. Billboard zufolge gab ein anonymer Ex-Mitarbeiter von PledgeMusic sogar an, dass Teile des gespendeten Geldes – entgegen der AGB – für firmeninterne Finanzierung verwendet wurde. 

Inzwischen hat PledgeMusic die Vorwürfe in einem öffentlichen Statement zugegeben.

Man bereue, dass man die hohen Standards, die PledgeMusic an sich selbst habe, nicht hätte erfüllen können, heißt es dort; die Zahlungsverzögerungen seien untragbar. Man befinde sich derzeit in Verhandlungen mit anderen Unternehmen, die einen Anteil an den ausstehenden Zahlungen übernehmen sollen.

Derzeit sichte man die Beschweden der Musikerinnen und Musiker, die ausstehenden Zahlungen sollen in den nächsten 90 Tagen nachgeholt werden.

Hoffnungslos

Die Betroffenen scheinen allerdings nur bedingt beruhigt von dieser Aussage. Die Abhängigkeit von anderen Unternehmen sorgt bei vielen für Unmut, da es klingt, als habe PledgeMusic Geldprobleme.

Die schlimmstmögliche Situation, die sich die betrogenen Nutzer derzeit ausmalen, ist, dass die Website Insolvenz anmelden muss – dann gäbe es wohl kaum noch eine Aussicht darauf, die ausstehenden Zahlungen jemals zu erhalten.

PledgeMusic ermöglicht übrigens weiterhin, Kampagnen zu starten und Projekte zu unterstützen. Ob dies zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch sinnvoll ist, ist eher fraglich. 

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