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Zu hohe Nachfrage

Volle Presswerke, knapper Rohstoff: Nicht nur die britische Vinylproduktion steht vor großen Problemen

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 26.07.2021

vinyl musikbusiness

Volle Presswerke, knapper Rohstoff: Nicht nur die britische Vinylproduktion steht vor großen Problemen

© Elviss Railijs Bitāns via Pexels

Die British Phonographic Industry (BPI) meldet 4,8 Millionen verkaufte Schallplatten im Jahr 2020, dem 13. aufeinanderfolgenden Wachstumsjahr. Doch (nicht nur) in Großbritannien häufen sich auch die Probleme bei der Vinyl-Produktion.

Am 17. Juli fand bereits der zweite Record Store Day (RSD) des Jahres 2021 statt: Im Rahmen des Aktionstages werden spezielle (limitierte) Editionen in über 200 teilnehmenden, unabhängigen Plattenläden verkauft. 

Neben einer gesteigerten Aufmerksamkeit für das Medium soll der Record Store Day gerade in Zeiten der Pandemie auch für dringend benötigte Einnahmen sorgen. Doch stehen Schallplatten und die Vinyl-Produktion gerade vor einigen gravierenden Problemen.

Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Das größte Problem ist die zunehmend auseinanderklaffende Differenz zwischen Angebot und Nachfrage. Weltweit ist die Vinylnachfrage inzwischen zwei- bis dreimal so hoch wie das Angebot, das die Presswerke bewältigen können. Dadurch schießen die Vorlaufzeiten für die Vinylproduktion immer weiter in die Höhe.

Karen Emanuel, Geschäftsführerin der Produktionsfirma Key Production Group, die im Auftrag von Labels mit Presswerken zusammenarbeitet, erklärte The Guardian, dass sich die Produktionszeit von Schallplatten stetig verlängert. So betrug die Produktionszeit noch vor vier Jahren drei Monate, inzwischen liegt sie bei rund sechs Monaten. Grund ist einerseits die globale PVC-Knappheit, der Rohstoff für Vinyl-Schallplatten. 

Wenig aktive Fabriken

Auf der anderen Seite fehlt es der Branche schlicht an Presswerken: Viele wurden in den 1990er Jahren geschlossen, da sich Labels aus der Vinylproduktion zurückzogen. Dadurch gibt es auch einen Mangel an Fachkräften. Zusätzlich haben auch die Pandemie und die damit einhergehende soziale Distanzierung dazu geführt, dass Fabriken die Anzahl der Mitarbeiter an den Produktionslinien reduzieren mussten.

Zudem zögern noch einige Werke, die erforderlichen Investitionen für neue Druckmaschinen und Lagerräume zu tätigen. Sie befürchten, dass sich der aktuelle Boom nur als vorübergehend erweisen könnte. Außerdem hat auch der Brexit zu Komplikationen bei der Rückführung von Bestellungen nach Großbritannien geführt, nachdem sie auf dem europäischen Festland gepresst wurden.

Wichtig für den Charterfolg

Vinyl-Verkäufe sind derweil eine maßgebliche Größe für den Chart-Erfolg von Künstler geworden. So wenden sich die Major-Labels nach der Wiederveröffentlichung klassischer Alben vermehrt auch neuen Veröffentlichungen auf Vinyl zu, um die Chartpositionen zu verbessern.

Dabei werden Alben zumeist erst einige Monate nach der digitalen Veröffentlichung physisch veröffentlicht. Diese Taktik hat bereits dazu geführt, dass Künstler wie Taylor Swift und Bring Me the Horizon an die Spitze der Charts zurückkehrten, nachdem ihre Vinyl-Editionen erhältlich waren.

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