Mangelndes Kulturangebot schürt Unzufriedenheiten
Weniger Bürokratie, bessere Clubförderkonzepte und ein Dialog mit der Politik als Rezept gegen das Clubsterben
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SchwimbadClub. © (privat)
Zu den ersten Ergebnissen der Freizeitstudie MRN 2018 gehört, dass das Feiern in der Metropolregion nach wie vor einen großen Teil der Freizeitbeschäftigungen ausmacht:
Musik-Clubs (42,16% Top 2) rangieren als stetes Angebot an 2. Stelle nach Kneipen & Bars in Ihrer Relevanz für das Nachtleben. Diskos & Partys scheinen weniger relevant., © Eventkultur Rhein-Neckar / DHBW
Insbesondere Musik-Clubs sind dabei – nach Kneipen und Bars – von großer Bedeutung.
Unzufriedenstellendes Angebot
Die Unzufriedenheit der Befragten mit dem hiesigen Nachtleben ist in der Metropolregion mit rund 21% jedoch vergleichsweise hoch. Als Gründe wurden u.a genannt:
- die mangelnde Angebotsvielfalt,
- eine Ausrichtung des Angebots auf ein eher älteres Publikum (obwohl das Nachtleben gerade für Menschen unter 40 eine bedeutende Rolle einnimmt), und
- die mangelhafte Anbindung der Clubs
Insbesondere die fehlende Vielfalt stört die Clubgänger und steht an erster Stelle der Verbesserungswünsche:
Musikclub-Gänger und gelegentlichen Feierer zeigen ähnliche Verbesserungswünsche: An oberster Stelle steht eine größere Auswahl an Clubs und ein vielseitigeres Angebot in den Clubs, © Eventkultur Rhein-Neckar / DHBW
Clubsterben
Dass das Angebot an Live-Musik, die Programmvielfalt im Club sowie die Anzahl unterschiedlicher Clubs nicht zufriedenstellend ist, liegt nicht zuletzt daran, dass viele Clubs in den letzten Jahren, häufig aus wirtschaftlichen Gründen, schließen mussten:
Spannungsfelder der befragten Spielstätten, © Eventkultur Rhein-Neckar / Popakademie
Die zukünftige Wirtschaftslage von 25% der Betreiber und Veranstalter wird in der Freizeitstudie als kritisch betrachtet.
Auch die allgemeine Anerkennung der Veranstaltungswirtschaft in der Region und die damit einhergehende, fehlende Unterstützung bei Behördengängen, Förderanträgen oder veranstaltungsrechtlichen Aufgaben wird als mangelhaft wahrgenommen.
Blick in die Zukunft
Als Aufgabe für die Zukunft sieht der Verein Eventkultur Rhein-Neckar deshalb eine Verringerung des bürokratischen Aufwandes sowie die Einführung eines Clubförderkonzepts. Notwendig sei auch ein stetiger Dialog mit der Politik sowie die Unterstützung von Branchenverbänden und -Netzwerken.
"Es geht letztlich noch nicht einmal um viel Geld, sondern eher um das Verständnis, dass die Clubszene und das entsprechende Angebot für junge Menschen Lebensqualität bedeutet und so ein gravierenden Standortfaktor ist", so Felix Grädler, 1. Vorsitzender des Clubverbandes.
Als wichtigen ersten Schritt in die richtige Richtung gilt die Ernennung des ersten Nachtbürgermeisters in Mannheim, Hendrik Meier. Dieser sorgt nicht zuletzt für mehr Sichtbarkeit und nimmt eine vermittelnde Position zwischen Clubbetreibern und der Politik ein.
Zur Studie
Die Freizeitstudie MRN 2018 (hier zum Download) wurde vom Verband der Clubbetreiber, Veranstalter und Kulturereignisschaffenden der Metropolregion Rhein-Neckar – Eventkultur Rhein-Neckar e.V. – gemeinsam mit Studierenden der Dualen Hochschule Mannheim und der Popakademie Baden-Württemberg durchgeführt.
Befragt wurden gut eine Million Bewohner der Metropolregion Rhein-Neckar zwischen 14 und 49. Außerdem meldeten sich 89 von insgesamt 240 befragten Spielstättenbetreiber und Veranstalter aus der Region zu Wort.
Die Freizeitstudie wird am 10. Oktober 2018 um 17 Uhr in der halle02 in Heidelberg vorgestellt.
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