Aktive Förderung von Nöten
Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidend für die musikalische Aktivität von Jugendlichen
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Diee soziale Ungleichheit des deutschen Bildungssystems setzt sich in der musikalischen Bildung fort. © pahham / 123RF
Das Fazit der vom Deutschen Musikrat und der Bertelsmann-Stiftung durchgeführten Studie "Jugend und Musik" (hier geht es zum Bericht und Chartbook) ist so einfach wie erschreckend:
Die soziale Ungleichheit des deutschen Bildungssystems setzt sich in der musikalischen Bildung fort – die musikalische Praxis Jugendlicher steht in direkter Verbindung mit dem Bildungsstatus und Einkommen der Eltern.
Aktives Musizieren und bezahlter Musikunterricht nach sozioökonomischem Hintergrund – Haushaltseinkommen in Euro, © Deutscher Musikrat / Bertelsmann-Stiftung
Die musikalische Praxis in Deutschland
Rund ein Viertel der 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland machen Musik, mehr als die Hälfte davon im Bereich der Rock-, Pop, Hip-Hop oder Technomusik. 27 Prozent sind Bereich der Klassik involviert und und 20% machen Unterhaltungs- und Volksmusik
Die Auswirkungen des Bildungsstandes der Eltern offenbaren sich mit krasser Deutlichkeit: Hat der Vater Abitur gemacht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher ein Instrument spielt bzw. singt um 50%. Besucht der Jugendliche kein Gymnasium, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er Musik macht wiederum um die Hälfte.
Am Beispiel des bezahlten Musikunterrichts zeigt sich die soziale Selektivität musikalischer Bildung am stärksten: Ein Drittel der Jugendlichen aus den einkommensstärkeren Haushalten (über 30.000€ Jahres-Netto) erhalten bezahlten Musikunterricht, während dies bei einkommensswchächeren Haushalten (unter 15.000€ Jahresnetto) nur 8% sind.
Soziale Schere
Es zeigt sich, dass vor allem Jugendliche, die aus einkommensschwachen Haushalten kommen, einen niedrigen Bildungsstatus oder direkten Migrationshintergrund besitzen, gefährdet sind, keine musikalische Bildung zu erhalten.
Obwohl der Trend zwischen 2001 und 2015 zeigt, dass Musik machen unter Jugendlichen immer beliebter wird (von 19% zwischen 2001 und 2005 zu 29% in 2015), wird ebenso deutlich, dass dieser an Jugendlichen aus einkommensschwächeren Haushalten vorbei geht. Die soziale Schere kann also auch in diesem Bereich nicht geschlossen werden.
Der Deutsche Musikrat fordert, im Bereich der Musikförderung neue Wege zu beschreiten. Ein einfaches Mehr an Förderprogrammen helfe nicht, vielmehr müsse man darauf achten, bisher benachteiligte Jugendliche explizit anzusprechen und einzubinden. Ganztagsschulen würden sich dazu besonders gut eignen.
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