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Der ideale Spannungsbogen

So schreibt ihr eure Killer-Setlist: Tipps zur Songreihenfolge bei euren Konzerten

Tipps für Musiker und Bands von Martell Beigang
veröffentlicht am 18.12.2018

setlist gig konzertorganisation

So schreibt ihr eure Killer-Setlist: Tipps zur Songreihenfolge bei euren Konzerten

Wie klappt es mit der Setlist?. © MKB 2018

Eine gute Setlist zu schreiben ist eine anspruchsvolle Aufgabe und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Doch es lohnt sich, denn die Qualität der Setlist wirkt sich unmittelbar auf den Erfolg eures Konzertes aus.

In einem unserer früheren Artikel gaben wir euch einige generelle Tipps für eine gute Konzertvorbereitung. In den Kommentaren sprach Stefan von Twisted Worlds einen ganz wichtigen Aspekt an: Die Setliste.

Ich hätte mal gerne Tipps zum Erstellen von Setlisten, also in welcher Reihenfolge wir unsere Songs spielen sollten und welche wir auswählen: Womit fängt man an, wie baut man den passenden Spannungsbogen und hält das Publikum bei Laune? Wo gehören die für uns anspruchsvollen Nummern hin und so weiter …

Dummerweise gibt es kein Patentrezept dafür, Setlisten zu schreiben.

Die Planung eures Spannungsbogens

Um eure Setlist zu optimieren solltet ihr ruhig verschiedene Varianten auszuprobieren und mit dem Feedback eures Publikums arbeiten. Nehmt euch Zeit beim Schreiben eurer Setlist. Es müssen nämlich viele verschiedene Faktoren bedacht werden und eine lieblos kurz vor dem Konzert hingeklatschte Liste kann schnell nach hinten losgehen.

Der Opener: Beginnt mit einem Song, der den Stil eurer Band gut abbildet.

Ein Song, der nicht zu lahmarschig rüberkommt, aber die Latte auch nicht zu hoch hängt, damit ihr euch noch steigern könnt. Am besten ein Lied, das ihr als Band in- und auswendig könnt, also auf keinen Fall ein für euch neuer Song. Ihr als Band müsst euch wohlfühlen und erstmal selbst gut reinkommen, damit ihr das Publikum mitnehmen könnt. Vielleicht einen schönen Midtempo Song.

Der nächste Song sollte ein Brikett drauflegen.

Am besten etwas schneller sein und vor allem möglichst schnell auf den ersten Song folgen. Die zweite Nummer sollte also eine sein, bei dem ihr möglichst keine Instrumente wechseln müsst.

Weiter steigern.

Und so geht es dann erstmal drei, vier Songs weiter in einer beständigen Steigerung der Intensität.

Atempause.

Dann könnt ihr das erste Mal innehalten und einen eurer softeren Songs spielen, das Tempo etwas herausnehmen, womöglich gar eine Ballade bringen. Von da ab könnt ihr wieder super aufbauen, denn jeder Song, der jetzt kommt, wirkt im Vergleich dazu flotter.

Erneuter Spannungsaufbau.

Die Vorstellung, dass ihr mehrere Auf und Abs im Set habt, hilft bei der Auswahl der Stücke. Denn einen Spannungsverlauf, bei dem ihr vom Anfang bis zum letzten Stück durchweg immer weiter steigert, ist kaum zu realisieren. Denkt deswegen lieber in mehreren Bögen. Also etwa so:

Anfang ► erste Senke ► Steigern ► erster Höhepunkt ► zweite Senke ► Endspurt ► Absolutes Highlight und ► Zugabe

Wenn ihr neue Stücke ausprobieren wollt, wäre der Platz nach der ersten Senke eine gute Wahl. Von dieser Stelle des Sets an muss es in Sachen Tempo und Intensität wieder nach oben gehen .

Die passende Songabfolge.

Beachtet bei der Zusammenstellung der Songs auch die Tonarten der Songs: Zu oft dieselbe Tonart hintereinander, langweilt das Publikum unbewusst. Eine neue Tonart wirkt erfrischend.

Grundsätzlich gilt, dass ihr euer Set zwar abwechslungsreich gestalten, ihr aber auch nicht dauernd zwischen Stilen und Tempi hin und her switchen sollt. So ein Zick-Zack-Programm ist ein häufiger Fehler bei unerfahrenen Bands. Versucht eher in größeren Blöcken zu denken.

Dem Höhepunkt entgegen.

Das Publikum braucht eine gewisse Zeit, um sich auf bestimmte Stimmungen einzuschwingen. Zu viele abrubte Wechsel irritieren eure Zuhörer. Ihr könnt ruhig mal mit zwei, drei Songs in die gleiche Kerbe hauen. Das hilft euch auch selbst dabei, die jeweilige Stimmung zu verkörpern.

Die Stücke sollten an dieser Stelle dem ersten Höhepunkt eures Sets entgegensteuern. Der Song sollte ein richtiger Burner sein. Gerne eure aktuelle Single.

Den Endspurt einläuten.

Danach könnt ihr erstmal vom Gas gehen. Am besten mit einer Nummer, die ruhig anfängt und sich bis zum Ende hin drastisch steigert. Zum Beispiel durch ein langes Gitarrensolo. Damit läutet ihr den Endspurt eures Sets ein.

Um die Songs für diese sehr wichtige Stelle des Sets auszuwählen, solltet ihr von hinten anfangen. Fragt euch:

Was könnte der letzte Song sein?

Habt ihr schon so etwas wie einen Hit? – Ich meine keine offizielle Hitsingle, sondern ein Lied, das bei euren Konzerten immer am besten funzt, der Song, wo ihr euch am meisten reinhängen könnt!

Damit sollte euer Set enden, damit das Publikum auch zuverlässig eine Zugabe fordert.

Davor könnt ihr nochmal über 5 Stücke von unten langsam aufbauen. Im Verlauf dieser letzten Songs solltet ihr auf größtmögliche Interaktion mit dem Publikum setzen, also zum Beispiel auf ausgedehnte Mitmachparts.

Die Zugaben.

Als noch unbekannte Band kommt ihr meist mit einer Zugabe aus. Es sollte ein schon lange bewährter Song sein, das Lied, auf das die Leute, die euch bereits kennen, schon die ganze Zeit gewartet haben. Wenn das Publikum dann immer noch mehr möchte, finde ich es persönlich sehr heldenhaft, sich mit einem extrem ruhigen Stück zu verabschieden. Womöglich eins nur mit Akustik-Gitarre oder ganz A Cappella, also ohne Begleitung. Aber das hängt natürlich auch vom Image eurer Band ab.

Fragt euch bei der Zugabe: Was wolltet ihr schon immer einmal sagen? Denn wenn es eine zweite Zugabe gibt, wollen die Leute auch definitiv etwas über euch erfahren und mitnehmen.

Die Länge eures Sets

Eine Schwierigkeit beim Set-Schreiben ist es, die genaue Länge vorher abzuschätzen, denn man kann nicht von den reinen Zeiten der Aufnahmen ausgehen. Es kommen noch Ansagen und Instrumentenwechsel oder lange Soli dazu. Eine einfache Methode besteht darin, das Set bei der Generalprobe mitzuschneiden. Aber auch da werdet ihr wahrscheinlich etwas schneller als live fertig sein.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich bei sehr genauer Zeitvorgabe einen Plan B in petto zu haben – sprich, ein Lied optional spielen oder wegzulassen zu können.

Bei meiner eigenen Band hat sich zudem die "4 Minuten Regel" etabliert: Wenn ich 4 Minuten pro Stück rechne, bin ich beim Schätzen der Spiellänge immer ziemlich genau dabei. Ermittelt durch regelmäßiges Stoppen eurer Konzerte eure eigene Faustregel!

Ihr solltet versuchen, eure Spielzeit immer möglichst genau einzuhalten. Damit könnt ihr euch bei Veranstaltern und anderen Bands schnell viele Freunde machen, denn niemand möchte gerne am Ende eines Konzertabends in Zeitstress geraten oder vorzeitig von der Bühne gekickt werden.

Erspielt Routine

Wenn ihr eure Killer-Setlist gefunden habt, spielt sie ruhig mehrere Konzerte lang. Bestimmte Abläufe müssen sich einspielen und ihr werdet mit größerer Routine immer besser performen.

Und ganz wichtig: Kopiert eure Setlist so oft, dass wirklich jeder der Beteiligten eine hat. Es gibt nichts unsexieres als auf der Bühne nachfragen zu müssen, was als Nächstes kommt. Und auch eure Mixer, Lichttechniker und Backliner freuen sich über jede verfügbare Info, die sie ihren Job besser machen lassen.

Viel Erfolg und viele erfolgreiche Konzerte wünschen euch Martell Beigang und Backstage PRO!

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