"Rettet die Musik!"
Studierende deutscher Musikhochschulen veröffentlichen Brandbrief
musikerziehung musikunterricht
© Kael Bloom via Unsplash
Die Kunst- und Kulturbranche ist eine der am härtesten von der Pandemie betroffenen Wirtschaftszweige und von elementarer Wichtigkeit für Menschen und Gesellschaft.
Trotzdem wird ihr in diesen schwierigen Zeiten nicht genügend Beachtung geschenkt – dies beklagen zumindest die Studierenden der deutschen Musikhochschulen. Daher wenden sie sich nun mit dem Brandbrief "Rettet die Musik!" des Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften an die Öffentlichkeit.
Praxis im Studium von enormer Wichtigkeit
Praxisbezug sei für ein Musikstudium unabdingbar, damit Studierende die Möglichkeit haben, "ihr Handwerk zu erlernen und ihre künstlerische Aussagekraft weiter zu entwickeln."
Während Studierende anderer Studiengänge Onlinevorlesungen besuchen können, die Inhalte nahezu ohne Qualitätsverlust gegenüber Präsenzveranstaltungen lehren, sei dies bei künstlerischen Studiengängen nur sehr begrenzt möglich.
Zukunftsvorbereitung gefährdet
Doch mit den pandemiebedingten Schließungen schwänden für Musikstudierende die Möglichkeiten, sich richtig auf ihren späteren Berufsalltag vorzubereiten.
Durch das Ausbleiben von Auftritten fehle ihnen die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen, um sich ein stabiles Netzwerk für die Zukunft aufzubauen. Hinzu kommen auch damit einhergehende finanzielle Einbußen, die die Finanzierung des Studiums gefährden können.
Auch die Prüfungsmöglichkeiten seien stark eingeschränkt. Studierenden fehle durch die Schließung von Kultureinrichtungen Raum zum Üben, was ihre Prüfungsleistungen mindere. Die Bewertung digitaler Projekte sei durch variierendes Equipment und dessen Qualität nur begrenzt möglich.
Mit dem Brandbrief "Rettet die Musik" wolle man auf die prekäre Situation innerhalb der deutschen Musikindustrie und der Kultur aufmerksam machen, damit "ihr Wert für die Gesellschaft gesellschaftlich und politisch anerkannt wird."
Forderungen des Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften
Zu den im Brief genannten Forderungen gehören:
- Eine Aufstockung der Ausstattung, Räumlichkeiten und des Personals an Musikhochschulen
- Studierenden als anerkannte und verpflichtende Beisitzer in Prüfungen mit künstlerischem Schwerpunkt um eine transparente Bewertung zu gewährleiste
- Eine verbindliche Evaluation und Beschwerdestellen, die unter Anonymität für alle Lehrveranstaltungen gilt
- Studiengebühren für Studierenden aus Nicht-EU-Ländern abschaffen, um internationalen, kulturellen und künstlerischen Austausch zu gewährleisten.
- Finanzielle Organisation von Musikstudierende und freischaffenden Musikern entbürokratisieren
- Stellenaufbau in der Musikbranche, weg vom aktuellen Kurs des Stellenabbaus
- Kultureinrichtungen und Musikhochschulen in Planung und Öffnungsstrategien einbeziehen und ihren wichtigen Stellenwert anerkennen
- Ausbau staatlicher Projektförderungen um freie Ensembles und Solokünstler finanziell zu untertsützen
Hoffnung auf Besserung
Diese Lösungsansätze sollen das Studium von Musikstudierenden gerechter gestalten und dabei helfen, Kultur und Kunst gesellschaftlich mehr Aufmerksamkeit zu bringen, um auch nach der Pandemie nicht darauf verzichten zu müssen.
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