Problemlöser im Einsatz
Wie sich die Initiative "Live in Hessen" zurück auf die Bühnen kämpft
livekomm coronakrise konzertorgansiation veranstaltungskonzepte liveszene
© Aranxa Esteve via Unsplash
Social Distancing und steigende Fallzahlen sorgen für Verbote von Veranstaltungen aller Art, was für viele Menschen – insbesondere für Musikerinnen und Musiker bzw. Kulturschaffende im allgemeinen – einem Berufsverbot gleichkommt. Was für viele Menschen Freizeitvergnügen bedeutet, ist sowohl für Musiker/innen, für Mitarbeitende der Kreativwirtschaft sowie Veranstalterinnen und Veranstalter harte Arbeit und oft einzige Einnahmequelle.
Nun gilt es, gemeinsam nachhaltige Konzepte zu erstellen, um den Erhalt der Kreativbranche auch in zukünftigen Krisen dieser Art zu sichern. Es braucht innovative Strategien und handlungsfähige Entscheidungsträger, um die Livekultur wieder in Schwung zu bringen. Und es braucht Initiativen und Zusammenschlüsse von Veranstaltenden, damit ein gemeinsamer Konsens erreicht werden kann. Eine dieser Initiativen ist "Live in Hessen", der hessische Landesverband der Livekomm.
Gebündelte Kräfte
Bei "Live in Hessen" laufen aktuell die Fäden der Festivalveranstalter und Clubbetreiber zusammen. Zusammen mit der Livekomm entwickelt die Initiative sogenannte Exit-Strategien für die Durchführungen von Konzertveranstaltungen nach der Pandemie.
Anlässlich des Open Club Days im Februar 2021 fand dazu eine Videokonferenz statt, an der neben den Sprecher/innen der Initiative auch Veranstaltende sowie Politikerinnen und Politiker verschiedener Landtagsparteien teilnahmen. In zahlreichen weiteren Gesprächen mit Kommunalpolitikern und Stadtmarketing soll erörtert werden, wie man gemeinsam das kulturelle Leben wieder starten kann.
Probleme sind zum lösen da
Primär geht es auch darum, Freiflächen zu generieren, um mehr Openair-Veranstaltungen durchführen zu können. Dazu müssen eben solche Freiflächen geschaffen werden, was nicht ohne weiteres möglich ist. Denn es gilt dabei, viele Probleme zu lösen, die bei einer solchen Entscheidung auf der kommunalen Ebene durchaus auftreten können. Schwerpunkt in solchen Gesprächen sind vor allem drei Konfliktfelder, bei denen man einen tragfähigen Konsens finden muss:
Zum einen ist es das Problem der Flächenkonkurrenz. Ebenso wichtig sind natürlich die Einhaltungen der Emissionsrichtlinien sowie der Umweltschutz.
Dennoch gelingt es aktuell in verschiedenen Kommunen, zum Beispiel in Fulda und Darmstadt, nicht nur, Konzepte zu entwickeln und zu präsentieren, sondern auch praktisch umzusetzen. Ein Zusammenwirken zwischen Veranstaltern und Kommunen ist auch und gerade im Bereich der Förderungen zwingend notwendig.
Neben den bekannten Fördermaßnahmen, zum Beispiel das Projekt "Neustart Kultur" der Initiative Musik, wurde nun auch das Förderprogramm "Ins Freie" präsentiert. Auch hier zeigt sich, dass nicht alle Veranstalter/innen den Anforderungen der Fördermaßen entsprechen können. Daher müssen die aktuellen Förderprogramme auch stets auf den Prüfstand, um die von der Schließung bedrohten Spielstätten nicht nur kurzfristig zu unterstützen, sondern mit nachhaltigen Maßnahmen für die Zukunft zu wappnen.
Proof in der Praxis
Wie so etwas in der Praxis funktionieren kann, zeigen verschiedene Konzertveranstalter in Darmstadt. Gemeinsam ziehen sie an einem Strang und organisieren das "Endlich Open Air".
Aus gemeinsamen Krisengesprächen der Darmstädter Kulturszene mit städtischen Vertreter/innen wurde ein großes, pandemiegerechtes Musikfestival auf dem Darmstädter Messplatz konzipiert. Mehrere Veranstalter/innen blicken gemeinsam in die Zukunft, möchten kulturelles Leben in Darmstadt weiterhin ermöglichen und bestehende Institutionen erhalten.
Bei kulturellen Angeboten handelt es sich um elementare Bedürfnisse und identifikationsstiftende Erfahrungen – nicht nur für einzelne Bürger/innen, sondern auch die komplette Stadt. Das "Endlich Open Air" hat zudem die Funktion, die Infrastruktur für das Veranstaltungswesen in Darmstadt erhalten. Das Event ist der gemeinsame, solidarische Akt, um der Pandemie weiterhin die kulturelle Stirn zu bieten und damit eine konsequente Fortführung der Anstrengungen der drei kooperierenden Veranstalter 806qm, Bedroomdisco und Centralstation.
Openair-Flächen und Pop-Up-Bühnen
Mit dem Messplatz wurde ein Standort gefunden, auf dem eine Open-Air-Reihe auch bei anhaltenden pandemischen Auswirkungen unter speziellen Rahmenbedingungen durchgeführt werden kann.
Neben seiner Größe bietet der Platz auch in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur hervorragende Voraussetzungen, die es den Veranstalter/innen erlauben, abhängig von den aktuell geltenden Bestimmungen, individuelle Bereiche für Zuschauer/innen zu definieren und Laufwege regelkonform zu leiten.
Die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn stellte vor kurzem das zweite Kulturpaket vor, für das ab sofort Anträge gestellt werden. Das Motto "Ins Freie" ist gut gewählt, denn die Notwendigkeit von neu zu erschließenden Openair-Flächen wird hier berücksichtigt, zum Beispiel durch Bereitstellung von technischem Personal sowie Pandemie-kompatible Pop-Up-Bühnen. Insgesamt stehen in dem Kulturpaket II 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Unternehmen
Live Musik Kommission (LiveKomm)
Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.
Locations
806qm
Alexanderstraße 2, 64289 Darmstadt
Centralstation
Im Carree, 64283 Darmstadt
Ähnliche Themen
"Eine zeitintensive, aber lohnenswerte Knochenarbeit
Live-Initiativen und Fördervereine: Wie du die Konzertkultur in deiner Region mitgestalten kannst
veröffentlicht am 03.05.2022 7
Zusammenhalt in der Krisenzeit
"Festivals in Hessen": Hessische Veranstalter schließen sich zu Aktionsbündnis zusammen
veröffentlicht am 12.05.2021 3
Grünes Licht für zusätzliche Unterstützung
Förderprogramme von Neustart Kultur bis Ende 2022 verlängert
veröffentlicht am 23.04.2021 1
Endlich Zusammenstehen
LiveKomm und pop rlp planen neue Interessenvertretung für Veranstalter in Rheinland-Pfalz
veröffentlicht am 22.04.2021
Spielräume ermöglichen
Kein Platz für Kulturveranstaltungen: LiveKomm kritisiert Novelle des Infektionsschutzgesetzes
veröffentlicht am 21.04.2021