Karrieren schützen
Brexit, Inflation und Pandemie: Musiker/innen im UK stehen an vielen Fronten unter Druck
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Die Organisation Help Musicians hat kürzlich eine Studie unter 500 Berufsmusiker/innen in der UK durchgeführt, die die besorgniserregende Realität der Musikschaffenden in Zahlen aufzeigt. Neben den Folgen der Corona-Pandemie und des Brexit hat insbesondere die derzeitige Kostenexplosion verheerende Folgen: Fast die Hälfte der Befragten gibt an, zu befürchten, die Branche verlassen zu müssen.
Grundkosten abdecken wird problematisch
98 Prozent der Teilnehmenden geben im Rahmen der Studie an, dass sie besorgt über ihr Einkommen der nächsten sechs Monate seien. Sie könnten nicht mit Sicherheit sagen, ob sie in der Lage seien, die Kosten für Lebensmittel und Unterkunft abzudecken.
Ein Großteil befürchtet daher, sich in den nächsten Monaten zu verschulden, da die finanzielle Lage durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bereits angespannt und durch die steigenden Energiepreise jetzt nicht mehr zu bewältigen sei.
Das Problem der Arbeitskosten
Die derzeitige Situation führt laut James Ainscough, CEO von Help Musicians, zu einer "Arbeitskostenkrise" in der Branche: Die steigenden Kosten beeinträchtigen die Karrieren von Musikschaffenden derart, dass 91 Prozent in der Studie angeben, dass sie sich derzeit keine berufsnotwendigen Anschaffungen, etwa von Equipment, leisten könnten.
Der Brexit sei Teil des Problems, da er logistische Hindernisse bei Tourneeplanungen erschaffen hab und zu Engpässen bei Ausrüstung, Personal und Veranstaltungsorten führe. Darüber hinaus trieben die stetige Inflation und die Energiekrise die Heiz- und Treibstoffkosten in die Höhe, wodurch das Heizen von Proberäumen und die Anreise zu Auftritten teurer würden.
Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit
Sorgen über das Scheitern der Karriere, die mögliche Verschuldung durch höhere Kosten, und die Angst, nicht genug Geld für Lebensmittel zu haben oder die eigene Unterkunft zu verlieren, gehen nicht spurlos an der Psyche einer Person vorbei, wie auch die Studie von Help Musicians deutlich zeigt:
68 Prozent der Befragten geben an, dass ihre psychische Gesundheit schlechter sei als vor der Pandemie. 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich darüber hinaus einig, dass ihre schlechte mentale Verfassung ihre Arbeit beeinträchtige.
Unterstützung in schweren Zeiten
Help Musicians kündigt als Reaktion auf die Studienergebnisse eine Reihe zusätzlicher Unterstützungsmaßnahmen an. So will die Vereinigung acht Millionen Pfund in sogenannten "Kerngebieten" investieren, um den britischen Musikern zu helfen, in dem derzeitigen schwierigen Umfeld eine nachhaltige Karriere aufzubauen.
Außerdem erhöht die Organisation die Mittel zur Unterstützung der Kosten für Auftritte und Tourneen, bietet Geschäftsberatung und Mentoring durch erfahrene Branchenexperten sowie Schuldenmanagement und finanzielle Krisenberatung an, und hilft darüber hinaus Künstlerinnen und Künstlern dabei, neue Musik zu kreieren und zu vermarkten. Der Aufbau einer nachhaltigen Karriere sei essentiell, um den Bedarf an kurzfristiger Finanzierung in Zukunft zu verringern.
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