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Das große Interview mit Ina Keßler und Tina Sikorski, Geschäftsführerinnen der Initiative Musik

Interview von Daniel Nagel
veröffentlicht am 17.01.2023

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Das große Interview mit Ina Keßler und Tina Sikorski, Geschäftsführerinnen der Initiative Musik

Ina Keßler und Tina Sikorski, Geschäfsführerinnen der Initiative Musik. © Stefan Wieland

Die Aufgaben und die Bedeutung der Initiative Musik wachsen ständig. Wir haben mit den Geschäftsführerinnen Ina Keßler und Tina Sikorski über Neuerungen bei der Künstlerförderung, Hilfen für die Live-Branche, die Rolle als deutsches Exportbüro und neue Preise gesprochen.

Backstage PRO: Wie hat sich die Initiative Musik aus eurer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

Ina Keßler: Seit unserem zehnjährigen Jubiläum 2018 hat sich viel getan. Ab dem Jahr 2019 wurde unser Etat deutlich erhöht. Aktuell stehen uns jährlich 16,35 Millionen Euro zur Verfügung, wodurch wir die Künstler:innenförderung, aber auch die Live-Förderung und die Awards stärken konnten.

Backstage PRO: Der Etat hat sich durch Neustart Kultur ja nochmals stark erhöht.

Ina Keßler: Richtig. Ab 2020 haben wir durch Neustart Kultur neue Aufgabenbereiche in der Liveförderung übernommen. Dazu konnten wir die Künstler:innenförderung mit zusätzlichen Geldern aufstocken, was in der Pandemie dringend notwendig war. Insgesamt stehen uns zusätzlich aus Neustart Kultur 281 Millionen Euro zur Verfügung. Für die Initiative Musik war und ist das ein großer zusätzlicher Kraftakt, der aber gut funktioniert hat, da viele unserer neuen Mitarbeiter:innen aus dem Veranstaltungsbereich oder der Musikwirtschaft kommen. Hierfür haben wir unser Team von 15 auf über 80 vergrößert.

"Viele Veranstalter fürchten, dass sie vor dem Aus stehen"

Backstage PRO: Neustart Kultur wird ja über 2023 hinaus vermutlich nicht weitergeführt. Was bedeutet das für die Musikbranche insgesamt und für die Live-Branche im Besonderen? Seht ihr nicht die Notwendigkeit für mehr Förderung als für weniger?

Ina Keßler: Ich kenne die Wünsche und Forderungen aus der Branche, die eine Verlängerung von Neustart Kultur dringend erwarten. Wir wissen auch, dass viele Veranstalter:innen jetzt schon sagen, dass sie im Herbst und Winter 2023/24 vor der Grundsatzfrage stehen werden, ob sie weitermachen oder ihr Geschäft aufgeben müssen. Die Kosten sind stark gestiegen. Dazu kommt der Fachkräftemangel, auch die Inflation spielt eine Rolle – und das alles bei schlechten Ticketverkäufen und auslaufender Förderung. Daher werden viele Veranstalter:innen im Herbst 2023 vor großen Herausforderungen stehen, die sie nicht mehr aus Rücklagen bewältigen können, denn diese sind bis dahin aufgebraucht. Es stellt sich die Frage, ob die Ticketverkäufe und sonstigen Einnahmen dann wieder ausreichen, um ein realistisches Geschäftsmodell zu tragen. 

Backstage PRO: Wie lautet Deine Antwort?

Ina Keßler: Ich verstehe die Forderungen, aber letztlich müssen Bund und Länder entscheiden, ob sie Maßnahmen ergreifen, um nachhaltig Strukturen zu erhalten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es in Zukunft deutlich weniger Clubs und Veranstaltungen geben und die kulturelle Vielfalt somit abnehmen könnte. Durch die Coronahilfen haben die meisten Festivals, Clubs und Veranstalter:innen die Pandemie überstanden, was im internationalen Vergleich durchaus hervorzuheben ist. Dazu hat auch die Förderung durch die Initiative Musik beigetragen, denn wir haben mehr als 5300 Projekte gefördert. Dennoch bleibt die Frage offen, was 2023 und danach passiert. Wir sind aktuell dabei, neue Förderprogramme aufzustellen, zu planen und zu diskutieren, damit wir Mitte 2023 der Livebranche z. B. mit einem Transformationsprogramm weiterhelfen können. Mit den aktuell diskutierten Mitteln ist das aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Backstage PRO: Die großen Veranstaltungsagenturen können den Verlust, den sie mit einer Clubtour machen, durch Großevents wieder ausgleichen – daher macht es ihnen vermutlich auch wenig aus, wenn der Verlust größer ausfällt. Aber die kleinen Veranstalter:innen und die kleinen Clubs stehen vor einer existenzbedrohenden Lage. Und es sind ja gerade diese, die wichtig sind als Spielstätten für den Nachwuchs, denn dort können sich kleine Acts zu großen entwickeln. Wenn ein Teil davon wegbricht, wird die Aufgabe der Initiative Musik auch erschwert.

"Wir machen uns Sorgen um den Mittelbau"

Ina Keßler: Genau das ist das Problem, dem wir gegenüberstehen. Es geht nicht um die Großfestivals oder die internationalen Superstars, sondern um die mittelgroßen und kleinen Veranstalter:innen und Clubs. Neue Künstler:innen haben es immer schwer und werden es weiterhin schwer haben. Aber wir machen uns auch viele Gedanken um den Mittelbau, der vor Corona solide Geschäftsmodelle hatte. Konzerte von eigentlich etablierten Clubacts fallen aktuell reihenweise aus. Und sie werden nicht mehr verschoben, sondern tatsächlich abgesagt, weil die Ticketverkäufe nicht hoch genug sind, weil Bandmitglieder erkrankt sind oder weil der Fachkräftemangel die Durchführung nicht zulässt.

Tina Sikorski: Dadurch ist auch immer weniger Geld für professionelle Nachwuchskünstler:innen vorhanden und es wird immer schwieriger, ihnen Bühnen zu bieten. 

Backstage PRO: Die Veranstaltungswirtschaft beklagt ja auch, dass es schwierig sei, mit ihren Anliegen durchzudringen. Wie empfindet ihr die Aufmerksamkeit der Bundesregierung für dieses Problem?

Ina Keßler: In der Bundespolitik ist es so, dass es mittlerweile zum Glück einige Abgeordnete gibt, die sich sehr genau in der Live- und Musikbranche auskennen. Hier hat das partei- und ausschussübergreifende parlamentarische Forum für Festival- und Clubkultur schon viel aufklären und bewirken können. Aber es handelt sich in der Bundes- und Landespolitik fast immer um Einzelkämpfer:innen in ihren Fraktionen. Die Mitglieder des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien beschäftigen sich ja nicht nur mit Popmusik oder Jazzmusik, sondern mit Kunst und Kultur in ihrer gesamten Bandbreite. Es ist nicht leicht, das Thema dort zu positionieren, aber wir – und genauso die Branchenverbände – arbeiten ständig daran.

Backstage PRO: Immerhin gibt es jetzt einen Ansprechpartner für die Kulturszene.

Ina Keßler: Dass die Bundesregierung mit Michael Kellner nun einen Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft benannt hat, ist definitiv ein wichtiger Schritt zur Stärkung des Dialogs mit der Musikbranche. Mit der Benennung von Dr. Andreas Görgen, Amtschef bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), als Stellvertreter wird außerdem der Dialog zwischen BKM und Wirtschaftsministerium gestärkt. Denn oft stellt sich die Frage, ist das nun Wirtschaft oder Kultur? Die Belange der Musikwirtschaft sind aber stets Beides.

"Der Anteil der selbstvermarktenden Künstler wächst"

Backstage PRO: Wir wünschen euch diesbezüglich viel Erfolg. Ein wichtiger Teil der Aktivitäten der Initiative Musik ist ja die Künstler:innenförderung. In Bezug darauf äußern Bands oder Künstler:innen häufig Kritik an der Anforderung, dass sie ja einen Partner aus dem Musikbusiness benötigen, um sich zu bewerben. Warum war dieser Partner bislang nötig?

Ina Keßler: Der ursprüngliche Gedanke beim Start der Künstlerförderung im Jahr 2008 bestand darin, dass wir uns nicht als A&R-Beauftragte des Bundes verstanden haben. Stattdessen wollten wir sicherstellen, dass die von uns geförderten Künstler:innen und Bands auch mit professionellen Labels, Managements oder Booking-Agenturen zusammenarbeiten. Diese Partner sollten an die Band oder Künstler:innen glauben und bereit sein, in sie zu investieren. Wenn dafür Gelder fehlen, waren wir bereit, finanzielle Unterstützung zu leisten, ohne in den Markt einzugreifen.

Backstage PRO: Kürzlich habt ihr aber diese Vorgehensweise geändert.

Ina Keßler: Ja, mit der ersten Antragsrunde in 2023. Seit Corona sind wir ohnehin schon mit dem Begriff der "Partnerschaft" sehr offen umgegangen und haben akzeptiert, dass einige der in den Anträgen genannten Partner:innen eigentlich Dienstleister:innen aus der Musikbranche sind, die in Kooperation mit der Band bestimmte Aufgaben erledigen. Wir sehen aber sehr wohl, dass der Anteil der professionell arbeitenden, selbstvermarktenden Künstler:innen seit einigen Jahren immer größer wird. Sie wollen sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und lehnen z.T. aus guten Gründen eine klassische Verbindung mit einem Label ab.

Backstage PRO: Aus eurer Sicht hat diese Anforderung keinen Sinn mehr gemacht?

Ina Keßler: Genau deshalb gibt es ab der kommenden Runde einige Änderungen bei der Künstler:innenförderung. Musiker:innen arbeiten heute ja vermehrt eigeninitiativ. Künftig müssen Musiker:innen, die für ihren Förderantrag auf ein Partnerunternehmen verzichten wollen, stattdessen einen Nachweis ihrer Professionalität erbringen. Wir sind gespannt, wie diese neue Möglichkeit angenommen wird.

"Ein künstlerisches Ziel muss erkennbar sein"

Backstage PRO: Eure Absicht besteht darin, die Hürden ein Stück weit zu senken?

Ina Keßler: Ja. Wir wollen weiterhin Spitzenförderung betreiben, und wollen gleichzeitig dem Selbstvermarktungsprinzip und den aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen. Damit wollen wir nicht die Vielfalt vernachlässigen und nach wie vor die Musiker:innen unterstützen, die selbstvermarktend sind oder die noch keinen Vertrag mit einem Label vorweisen können, aber diesen anstreben.

Backstage PRO: Bei der Durchsicht der geförderten Künstler:innen befinden sich kaum Major Labels. Ist es grundsätzlich so, dass Künstler:innen nicht gefördert werden, wenn sie bei Major Labels unter Vertrag stehen?

Ina Keßler: Im Regelfall schon. Das Bundesgeld dient nicht dazu, die Majors zu finanzieren. Es gibt gelegentlich Ausnahmen, aber im Regelfall unterstützen wir bevorzugt Musiker:innen die insbesondere mit kleinen und mittelständischen Musikunternehmen zusammenarbeiten.

Backstage PRO: Worauf sollten Bands oder Musiker:innen bei der Bewerbung achten?

Ina Keßler: Es sollte deutlich werden, dass die Förderung kein Geschäftsmodell ist. Stattdessen muss ein künstlerisches Ziel erkennbar sein, für das bestimmte Maßnahmen erforderlich sind, die aber noch nicht gänzlich finanziert sind. Außerdem muss der professionelle Weg klar erkennbar sein: Die Bands oder die Künstler:innen müssen die Absicht haben, von ihrer Musik zu leben und dürfen das Ganze nicht als Hobby betreiben. Der gesamte Antrag einschließlich des Finanzplans muss plausibel sein und zeigen, dass man auch in dieser Hinsicht professionell arbeitet.

"Wir stehen allen Antragsstellern gerne zur Seite"

Backstage PRO: Inwiefern helft ihr Bewerber:innen bei der Antragsstellung? 

Ina Keßler: Wir stehen allen telefonisch oder auf anderem Weg, online z.B., mit Rat und Tat, FAQs,  Erklärvideos und online mit unseren Infocalls zur Seite. Wer sich bei uns meldet, erhält eine Antwort. Für viele Mitarbeitende zählt die Beantwortung dieser Fragen zur täglichen Arbeit und macht einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit aus.

Tina Sikorski: Bei einem Antrag auf Infrastrukturförderung, die Projekte fördert, die strukturelle Rahmenbedingungen für Pop oder Jazz schaffen, melden wir uns auch bei den Antragstellenden, wenn Anträge verbesserungswürdig sind. Wir sind in dieser Hinsicht sehr serviceorientiert und haken nach, wenn wir zusätzliche Informationen benötigen oder wenn Unklarheiten existieren. Dazu bieten wir digitale Infocalls zu den Programmen an, die stark nachgefragt sind. 

Backstage PRO: Ihr habt eure Aktivitäten in dieser Richtung auch erweitert, richtig?

Tina Sikorski: Genau. 2022 haben wir unser neues Format der Infotour gestartet. Unsere Mitarbeiter:innen touren dafür sprichwörtlich in die unterschiedlichen Bundesländer und stellen dort unsere Förderprogramme, insbesondere die Künstler:innenförderung vor. Diese Events realisieren wir gemeinsam mit regionalen Partner:innen und geförderten Künstler:innen. Den ersten Teil, mit Terminen für das Saarland, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mussten wir noch online realisieren. Im Juni konnten wir dann nach Rheinland-Pfalz und Brandenburg reisen. Im September ging die Tour weiter nach Hessen, Sachsen und Thüringen. Aktuell planen wir schon eifrig an der Fortsetzung für das Frühjahr 2023.

Backstage PRO: Wie messt ihr den Erfolg der Künstlerförderung? 

Ina Keßler: Erfolg misst sich immer an mehreren Zahlen bzw. an mehreren Faktoren und längst nicht mehr vordringlich an den Verkaufszahlen ihrer Platten. Die Zahl der Live-Auftritte und die Zuschauerzahlen spielen ebenso eine Rolle wie die öffentliche Wahrnehmung erkennbar an der Zahl der Berichte und Interviews, die Aufnahme in die Rotationslisten von Radiosendern, Nutzungs- und Klickzahlen, Socialmediadaten, Downloads und viele weitere Faktoren. Inzwischen werden die Bands auch bei der Antragstellung gefragt, in welchem Bereich sie sich verbessern wollen und müssen Kriterien dafür festlegen.

"Wir wollen den Exportbereich stärken"

Backstage PRO: Die Initiative Musik hat letztes Jahr zwei neue Exportförderprogramme ins Leben gerufen, und zwar DO! Export und GO! Export. Welche Ziele verfolgen diese Programme?

Tina Sikorski: Es ging darum, die Bandbreite der Exportförderung zu erweitern und nicht nur die Live-Branche durch die Internationale Tourförderung abzudecken, sondern auch den Bereich "recorded music". Ich denke, DO! Export und GO! Export sind wichtige Ergänzungen, weil sie der Branche ermöglichen, Maßnahmen wie Marketingkampagnen oder Showcases im Ausland durchzuführen. Wir haben die Programme bewusst breit aufgestellt, weil wir uns noch in der Pilotphase befinden und sie dem Bedarf entsprechend anpassen möchten.

Backstage PRO: Was ist der Unterschied zwischen DO! Export und GO! Export?

Tina Sikorski: DO! Export unterstützt Projekte, die Unternehmen oder selbstvermarktende Künstler:innen im Ausland realisieren und GO! Export wendet sich an selbstvermarktende Musiker:innen oder Business-Professionals, die ihre Netzwerke im Ausland erweitern möchten, beispielsweise durch den Besuch von Musik-Konferenzen, Showcase-Festivals und anderen Netzwerktreffen. Die Maßnahmen müssen Teil einer ausgeklügelten Export-Strategie sein, so dass die Antragsteller:innen stets begründen müssen, warum gewisse Maßnahmen sinnvoll sind.

Backstage PRO: Wie ist die Resonanz auf diese beiden neuen Programme?

Tina Sikorski: Die Resonanz ist sehr gut und nimmt zu. Außerdem erhalten wir sehr positive Rückmeldungen aus der Branche, dass diese Programme richtig seien und dringend benötigt würden. Für 2023 haben wir deshalb auch die Budgets der Programme erhöht. Spätestens ab 2024 soll ein umfassenderes Exportprogramm starten, in das die jetzigen Förderprogramme eingehen. 

Backstage PRO: Welche Rolle spielt die Exportförderung innerhalb der Initiative Musik?

Tina Sikorski: Die Initiative Musik wird nicht unbedingt als offizielles deutsches Exportbüro wahrgenommen. Daher ist es uns wichtig, die Marke zu schärfen, möglicherweise auch dadurch, dass wir den Exportaktivitäten einen eigenen Namen geben. Diese Aktivitäten sind Teil der Initiative Musik, deshalb wollen wir den Exportbereich stärken und wahrnehmbarer machen, indem wir deutlicher als das deutsche Exportbüro auftreten.

"Die Forderung kam aus den Szenen selbst"

Backstage PRO: Die Initiative Musik vergibt seit 2021 einen Jazzpreis, in Kürze soll auch ein Pop-Preis hinzukommen. Wie kam es dazu?

Ina Keßler: Im Zusammenhang mit der Etaterhöhung wurden wir gebeten, uns über Nachfolger für den Echo Pop und Echo Jazz Gedanken zu machen und unsere Aufgaben im Bereich Exportförderung auszubauen. So kam es dazu, dass Tina Sikorski 2020 als zweite Geschäftsführerin eingestiegen ist und diese Bereiche übernommen hat.

Backstage PRO: Ich fand die Formulierung spannend, dass sie gebeten wurden, einen Nachfolgepreis für den Echo zu schaffen. Wer hat diese Forderung denn erhoben?

Tina Sikorski: Ich denke, das haben die Szenen wie auch die Politik gefordert. Gerade im Bereich Jazz gab es keinen großen bundesweiten Preis, sondern viele kleine, regionale Preise, die teilweise öffentlich, aber teilweise auch privat finanziert werden. Nach dem Wegfall des Echo Jazz sind wir dort mit Mitteln der Kulturstaatsministerin eingestiegen und haben den Deutschen Jazzpreis als großen neuen Preis des Bundes für Jazz bereits zwei Mal vergeben. Im Premierenjahr waren wir mit der Verleihungsveranstaltung in Hamburg sowie Satelliten-Events in Berlin, Mannheim und München, und dieses Jahr fand die Verleihung in Bremen statt. Die Preisgelder von 10.000 Euro für jede der 31 Kategorien zeigen die Bedeutung des Jazz als extrem kreativen und innovativen Schaffensbereich, der weit in andere kreative Bereiche ausstrahlt, nicht zuletzt dem Pop.  

"Der Pop-Preis wird ein Preis von Kreativen für Kreative"

Backstage PRO: Wie sieht denn der Hintergrund des Pop-Preises aus?

Tina Sikorski: Der Echo Pop ist ja ebenfalls weggefallen, wodurch eine Lücke entstanden ist, auch weil der Echo Pop sehr viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Die Popmusik ist sicherlich wirtschaftlich erfolgreicher, da sie sich besser selbst finanzieren kann als Jazz oder Klassik, dafür bleibt ihr manchmal die künstlerische Anerkennung verwehrt. Dabei steckt oft viel Kreativität dahinter, weshalb die BKM entsprechende Gelder in die Hand genommen hat, um einen solchen Preis zu finanzieren. 

Backstage PRO: Ist es richtig, dass der Pop-Preis 2023 erstmals verliehen werden soll?

Tina Sikorski: Aktuell befinden wir uns noch in der Entwicklungsphase. Wir planen aktuell tatsächlich, den Preis zum Jahresende 2023 erstmals zu vergeben, weil die Herausforderung darin besteht, dass wir mit den Szenen zusammenarbeiten wollen, um den Preis gemeinsam von unten zu entwickeln. Es handelt sich um einen demokratischen Prozess, an dem viele beteiligt sind. Dadurch geht nicht immer alles so schnell voran, wie wir das geplant haben. 

Backstage PRO: Im Gegensatz zum Echo basiert der Pop-Preis auch nicht auf Verkaufszahlen, oder?

Tina Sikorski: Genau. Es ist kein Preis der Wirtschaft für Kreative, sondern der neue Preis wird von Kreativen an Kreative vergeben werden. Das ist der große Unterschied zum Echo.

Backstage PRO: Wir sind gespannt auf das Ergebnis. Vielen herzlichen Dank für eure Zeit!

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