Streit um Markenverletzung
Die Band Easy Life muss ihren Namen wegen einer Klage der EasyGroup ändern
Easy Life und Benee (2023). © Universal Music
Das gab die fünfköpfige Band auf Instagram bekannt. Einen Rechtsstreit mit der in vielen Geschäftsfeldern aktiven EasyGroup könne sie sich schlicht nicht leisten:
"Wir haben hart daran gearbeitet, unsere Marke zu etablieren und ich bin mir sicher, dass wir ihr Geschäft in keiner Weise beeinträchtigt haben. Obwohl wir diese ganze Situation urkomisch finden, sind wir praktisch machtlos gegen ein so großes Unternehmen."
Streit um ein Flugzeug
EasyGroup begründete den Schritt damit, dass die Band Verbraucher*innen durch den von easyGroup lizenzierten Namen bewusst in die Irre führen wolle, um den eigenen Umsatz zu steigern. In dem Statement beschuldigt die EasyGroup die Band sogar des Markendiebstahls (brand theft) oder wirft ihnen direkt Diebstahl (theft) vor.
Als Beispiel führt das Unternehmen Poster der "Life's a beach" Tour 2021/2022 an, auf denen die Band ein easyJet-Flugzeug mit eigenem Namen abbildete. Außerdem soll die Band T-Shirts mit ihrem Namen im Stil des Unternehmens hergestellt haben.
Unverständnis bei der Band – und bei uns
Easy Life reagieren auf die Beschuldigung des "Markendiebstahls" mit Unverständnis, da sie lange vor der Markenanmeldung durch easyGroup unter dem Namen auftraten. Auf Instagram stellen sie die Frage, wer vor diesem Hintergrund wirklich der Markendieb ist.
Mit ihrem Statement geht die EasyGroup jedenfalls mit jeder rechtlichen Logik sehr leichtfüßig um. "Markendiebstahl" oder "brand theft" ist weder nach englischem noch nach deutschem Recht ein Vergehen.
Zeitverschwendung für alle Beteiligten
Da es sich bei Easy Life um eine Band handelt, kann davon keine Rede sein, dass die Band Verbraucher täuschen will. Die wirtschaftlichen Aktivitäten der EasyGroup haben größtenteils mit Reisen und anderen Dienstleistungsangeboten zu tun, nicht mit kreativen Tätigkeiten. Der Vorwurf, "Konsumenten" könnten denken, Easy Life seien Teil der EasyGroup ist nicht nachvollziehbar.
Das ganze Statement der EasyGroup ist zudem in einem aggressiven, rechthaberischen Ton abgefasst und enthält zahlreiche logische Fehlschlüsse. Besonders seltsam ist die Aussage, negatives Verhalten der Band könnte dazu führen, dass die Marken der EasyGroup beeinträchtigt werden könnten. Viel wahrscheinlicher ist stattdessen, dass die Klage das Ansehen der Marke EasyGroup beschädigen könnte.
Zu allem Überfluss will die EasyGroup den Lesern auch noch weismachen, Easy Life seien "kein kleines Unternehmen", weil sie bei Universal Music unter Vertrag stünden.
Ein letztes Mal Easy Life
Trotz dieser fragwürdigen Argumentation entschieden sich Easy Life, nicht weiterzukämpften. Der 13. Oktober markierte den letzten Tag der Band unter altem Namen. Um den Abschied gebührend zu feiern, organisierten Easy Life zwei Konzerte in London und ihrer Heimatstadt Leicester.
Außerdem veröffentlichten sie den seit Jahren angekündigten Song "Trust Exercises", den die Band bislang nur bei Live-Auftritten spielte.
Ungewisse Zukunft
Ein Namenswechsel ist – trotz zahlreicher Vorschläge von Fans (Hard Life, Difficult Jet, Corporate Greed Life) – derzeit noch nicht angekündigt.
In den Sozialen Medien äußert sich die Band eher mysteriös über ihre Zukunft: "Wer weiß, was als Nächstes passieren wird, jedem Sturm geht irgendwann der Regen aus."
Was von der Geschichte bleibt ist die leider nicht neue Erkenntnis, dass man sich als Unternehmen wie die Axt im Wald aufführen kann, wenn man genug Rechtsanwälte bezahlen kann.
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