Ein Urteil für die Musiker/innen
Ed Sheeran gewinnt Prozess im Copyright-Streit um "Think Out Loud"
© Mark Surridge
Der britische Popstar Ed Sheeran geht als Sieger aus dem Plagiatsprozess um seinen Song "Thinking Out Loud" hervor. Die Familie des "Let's Get It On"-Co-Autoren Ed Townsend hatte Sheeran vorgeworfen, dass dieser mit "Thinking Out Loud" Gayes Song kopiert habe – ein Vorwurf, den Sheeran vehement bestritten hat.
Ein Bundesgericht in New York hat dem britischen Musiker nun Recht gegeben: Sheerans Song sei, so gab die Jury nach dreistündiger Beratung an, unabhängig von "Let's Get It On" entstanden; der Musiker habe keine Elemente des Stücks gestohlen.
"Haltlose" Anschuldigungen
Ilene Farkas, Sheerans Anwältin in dem Fall, gab im Hinblick auf das Urteil an, dass die Ähnlichkeit zwischen den Akkordfolgen der beiden Songs reiner Zufall sei: Beide Stücke basierten eben auf "grundlegenden Musikbausteinen", die Musikerinnen und Musiker für immer in der Lage sein müssten, frei zu nutzen. Andernfalls würde dies eine Verarmung der Musik bedeuten.
Sheeran selbst reagierte mit Humor und erklärte, er müsse sich jetzt doch nicht von seinem Hauptberuf zurückziehen. Gleichzeitig zeigte er sich genervt darüber, dass solche "haltlosen Anschuldigungen" es überhaupt vor Gericht schafften:
"Wir haben die letzten acht Jahre damit verbracht, über zwei Songs zu sprechen, mit ganz verschiedenen Texten, Melodien und vier Akkorden, die ebenfalls verschieden sind und jeden Tag von Songwriter/innen auf der ganzen Welt genutzt werden. Niemand besitzt diese grundlegenden Kompositionsbausteine, so wie niemand die Farbe blau besitzt."
Verteidigung mit Gitarre
Die Erben des "Let's Get It On"-Co-Autors Ed Townsend gaben in ihrer Klage gegen Sheeran an, dass dieser sich für "Thinking Out Loud" an der melodischen, harmonischen und rhythmischen Komposition des Stückes bedient hätte. Als Beweis führten die Kläger ein Video von einem Ed Sheeran-Konzert an, auf dem der Sänger die beiden Werke zusammen spielte.
Sheeran wies den Vorwurf zurück und argumentierte, dass viele Popsongs auf diese Weise kombiniert werden könnten, weil sie ähnliche Akkorde aufwiesen. Zur Demonstration griff er selbst zur Gitarre und spielte den Geschworenen die Akkorde vor.
Derartige Prozesse schädlich für Songwriter?
Bereits in der Vergangenheit kritisierte Sheeran, dass derartige Prozesse für Songwriter schädlich seien und den kreativen Prozess erschweren würden. Abgesehen davon verursachen sie natürlich immense Kosten, insbesondere in den USA.
Erst letztes Jahr gewann er einen Streit gegen Sami Switch um seinen Song "Shape Of You". Sheerans neuerlicher Sieg ist letztendlich vor allem ein Urteil für Musikerinnen und Musiker, da es einmal mehr zeigt, dass Plagiarismusvorwürfe stets im Kontext musikalischer Komposition betrachtet werden müssen.
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