Grüne fordern mehr Ausgewogenheit von Kulturstaatsministerin Grütters
Musikförderung des Bundes: Nur 1 % des Etats fließt in die Popkultur
kulturpolitik musikförderung clubsterben proberaum
Erhard Grundl (Bündnis 90/Die Grünen). © Erhard Grundl
Aus einer kleinen Anfrage Grundls an die Kulturstaatsministerin geht hervor, dass diese Pop, Rock und Hip Hop, Jazz und Punk etc. 2018 mit lediglich 1,22 Prozent ihres Gesamtetats gefördert hat. 2019 soll die Förderung auf nur noch 1,01 Prozent sinken.
Klassische Musik und deren Förderung nimmt hingegen einen exponierten Platz in den Förderkonzepten ein: Wie der SWR schreibt, wird beispielsweise das Beethoven-Jubiläum mit 16,4 Millionen Euro aus Grütters Etat mitfinanziert; genauso auch die diesjährigen Bayreuther Festspiele (2,8 Mio. Euro) oder die Rundfunk-Orchester und Chöre GmbH (13,1 Mio. Euro).
Einheitliches Konzept gefordert
Für Grundl scheitert eine solch einseitige Förderung vor allem darin, die vielfältige popkulturelle Musiklandschaft in Deutschland abzubilden. Er fordert von der Bundesregierung stattdessen ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Musikförderung. Diese soll die Förderung
- sämtlicher Genres, egal ob E- oder U-Musik,
- der kulturellen Teilhabe und der musikalischen Bildung (u.a. durch Proberaumförderung),
- des Musikexports,
- ökologisch nachhaltiger Produktion in der Musikindustrie- und Wirtschaft sowie
- der Gleichberechtigung umfassen.
Unverständnis
Indem die Bundesregierung junge, populäre Musikformen nicht ernst nimmt, geht Deutschland – so Grundl – ein großes Potential an musikalischer Vielfalt verloren. Weiterhin offenbare der Bund ein Unverständnis für die Suche nach neuen Ausdrucksformen, die die zeitgenössische Populärmusik genreübereifend antreibt.
Für Grundl ist die Gegenwartsmuik Labor der Musikkultur – und zentrale Anlaufstelle für Heranwachsende. Popularmusik prägt jugendliche Lebensgefühle und Identitäten; braucht dazu jedoch Raum. Dieser wird jedoch – sei es durch den akuten Proberaummangel oder das gerade in Großstädten grassierende Clubsterben – immer knapper.
So könnte dem Clubsterben – der Verdrängung gerade kleiner Spielstätten etwa durch "wichtigere" Bauprojekte – durch die sogenannte Agent of Change-Regel vorgebeugt werden. Dass dies nicht geschieht, liege vor allem darin begründet, dass Clubs und Spielstätten von der Regierung nicht in ihrer kulturellen Bedeutung anerkannt werden.
Ähnliche Themen
Unterstützung beim Karrierestart
#MusikerZukunft: Deutsche Orchester-Stiftung fördert Musiker- und Ensemblenachwuchs
veröffentlicht am 22.09.2023
Besonderer Fokus auf Diversität
Call for Concepts: Musicboard Berlin startet 1. Förderrunde 2024
veröffentlicht am 22.09.2023
Mehr Geld für Kultur
Kulturetat 2022 auf 2,29 Milliarden Euro erhöht – Neustart Kultur bis 2023 verlängert
veröffentlicht am 23.05.2022 2
Für Profis und Nachwuchs
Geld für Gigs durch Auftrittsförderung: So fördert der Staat Konzerte und Tourneen im In- und Ausland
veröffentlicht am 22.03.2022 9
Für Engagement in der Szene
Verband für Popkultur in Bayern vergibt Bayerischen Popkulturpreis in vier Kategorien
veröffentlicht am 25.10.2021