Vorschlag abgelehnt
Britische Wettbewerbsbehörde hält weitere Untersuchung der Streaming-Ökonomie für nicht notwendig
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Die Competition and Markets Authority (CMA, dt. Behörde für Wettbewerb und Märkte) hat in den letzten sechs Monaten eine Marktstudie über die Streaming-Ökonomie im Vereinigten Königreich durchgeführt.
Ziel war es, eine Grundlage zu schaffen, um das Musikstreaming, das über 80 Prozent des Musikkonsums ausmacht, besser regulieren zu können. Auf der Basis dieser Studie sollte entschieden werden, ob weitere umfassendere Untersuchungen erforderlich sind.
Wettbewerbsverzerrung im Vereinigten Königreich
Aus der Marktstudie der Behörde geht hervor, dass es berechtigte Gründe für den Verdacht gebe, dass Merkmale des britischen Musikmarktes den Wettbewerb im Vereinigten Königreich einschränken oder verzerren könnten. So schreibt die CMA:
"Auf der Grundlage unserer ersten Feststellungen sowie der oben genannten Erklärungen der Parteien sind wir der Ansicht, dass es berechtigte Gründe für den Verdacht gibt, dass Merkmale des britischen Musikmarktes den Wettbewerb im Vereinigten Königreich einschränken oder verzerren könnten."
Keine Bedenken
Trotzdem entschied sich die CMA letztendlich dafür, aufgrund der nun vorliegenden Studie keine weiterführende Untersuchung einzuleiten. Zur Begründung heißt es:
"Es könnte wünschenswert sein, die Erlöse für einige Künstler/innen zu verbessern. Im Allgemeinen aber sind wettbewerbsrechtliche Bedenken unwahrscheinlich; die Hauptgründe für suboptimale Ergebnisse beruhen wahrscheinlich nicht auf wettbewerbsrechtlichen Faktoren."
Vielmehr seien die geringen Erträge ein inhärentes Merkmal von "Full Catalogue"-Streaming. Es sei unwahrscheinlich, dass eine Intervention, beispielsweise von Seiten der CMA, die Erlöse derart verändern würde, dass eine vollständige Marktuntersuchung gerechtfertigt sei.
Weiterhin gibt die CMA an, dass eine Untersuchung insofern ungerechtfertigt wäre, als die Konsumenten nicht unter der derzeitigen Struktur der Musikwirtschaft und der Streaming-Ökonomie leiden würden.
Freude bei den Labels
Die Erkenntnisse der Studie sollen an das IPO (Intellectual Property Office) weitergegeben werden. Die BPI (British Phonographic Industry) ist, als Lobbyverband der "Big Three"-Majors, mit dem Ergebnis der Studie zufrieden. Dazu Geoff Taylor, Chef Executive BPI:
"Wir begrüßen die vorläufigen Ergebnisse der CMA, die zu dem Schluss gekommen sind, dass der Streaming-Markt wettbewerbsfähig ist und den Künstler/innen mehr Möglichkeiten bietet, ihre Musik zu veröffentlichen, und den Fans eine größere Auswahl und einen größeren Wert als je zuvor bietet.”
Taylor gibt weiter an, dass verschiedene Plattenfirmen weiterhin in britische Künstler/innen investieren werden, um ihre weltweite Fangemeinde auszubauen und den anhaltenden Erfolg britischer Musik zu sichern.
Weiterhin werde die CMA mit der Regierung zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Streaming-Markt zum Vorteil der Künstler/innen, Songwriter/innen, Plattenfirmen und Fans funktioniert.
Enttäuschung aufgrund der Handlungsunfähigkeit
Merck Mercuriadis, Gründer und CEO von Hipgnosis Song Management, hatte hingegen gehofft, dass Fragen zu den Eigentumsverhältnissen der drei größten Musikverlage der Welt aufgeworfen werden – und ob diese Eigentumsstruktur den Einkünften von Songwritern schadet oder nicht.
Näher äußerte der Hipgnosis-Gründer seine Enttäuschung über die verpasste Chance, ein Ungleichgewicht in der Branche zu entfernen. Mercuriadis fährt fort, dass er jedoch der CMA dafür dankt, den "Mangel an Transparenz auf dem Musik-Streaming-Markt und die anhaltende Dominanz des Marktes durch die großen Labels und die Tonträgerindustrie anzuerkennen."
Trotz der Tatsache, dass 70 % aller Teilnehmer an der CMA-Konsultation Reformen fordern, sei es bedauerlich, dass die CMA die in ihrer Studie festgestellten Mängel nicht untersuchen. Die CMA habe heute, zur Enttäuschung aller Songwriter, welche erbärmliche Einnahme aus dem Streaming erzielen, nicht gehandelt, so Mercuriadis.
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