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Die wichtigsten Elemente des modernen Musikunterrichts

Tipps für Musiker und Bands von Pablo Poch Parramon
veröffentlicht am 10.01.2023

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Die wichtigsten Elemente des modernen Musikunterrichts

© Soundtrap via Unsplash

Was sind die wichtigsten Bestandteile des modernen Musikunterrichts? Welche Aspekte erhalten (noch) zu wenig Aufmerksamkeit und wo gibt es häufig Verbesserungspotential? Dieser Artikel liefert Antworten auf diese Fragen und gibt Anregungen für einen zeitgemäßen Musikunterricht.

Immer wichtiger: Der Spaßfaktor

Ein sehr wichtiger Aspekt des Musikunterrichts, der in meiner Wahrnehmung in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, ist der Spaßfaktor: Die Schüler/innen kommen in den Musikunterricht, um ein Instrument zu lernen und betrachten den Unterricht als ihr Hobby. Ein Hobby ist per Definition etwas, das man freiwillig und gerne macht. Dies sollten wir als Lehrende beachten!

Die Zeiten, in denen die Schüler/innen ausschließlich mit Übungen gequält wurden, sollten vorbei sein. Natürlich gibt es immer mal wieder schwierige Momente beim Erlernen eines Instrumentes, aber als Lehrer sollte man diese so moderieren und einteilen, dass die Hürden den Lernenden nicht unüberwindlich erscheinen. 

Außerdem sollten die Übungen so in den Unterricht integriert werden, dass die Schüler/innen trotzdem mit Spaß bei der Sache sind. Das Spielen mit Playalongs oder den eigenen Lieblingsliedern ist dabei ein wesentlicher Bestandteil.

Unerlässlich: modernes Equipment

Ein weiterer Aspekt, der für mich zum modernen Musikunterricht gehört, ist gutes und modernes Equipment. Dazu zählt nicht nur, dass alle Instrumente funktionsfähig sind, sondern dass die Lehrperson auch über die Möglichkeit verfügt, den Unterricht aufzunehmen.

Sowohl Audio- als auch Videoaufnahmen sind heutzutage leicht umsetzbar und können gut in den Unterricht integriert werden. Videoaufnahmen dienen zur Analyse von Körperhaltung und Spieltechnik, während bei Audioaufnahmen der Fokus selbstverständlich auf dem Sound liegt.

Schon eine einfache Aufnahme mit dem Handy verdeutlicht dem Schüler oder der Schülerin, was gut gespielt ist und was vielleicht noch verbessert werden kann. Natürlich bestehen weitaus bessere Möglichkeiten als Handy-Aufnahmen, aber sie ermöglichen, dass sich Schüler/innen auch zu Hause aufnehmen. Das Equipment, um sich im Unterricht aufnehmen zu können, kann übrigens auch für den Online-Unterricht eingesetzt werden.

Neben dem Equipment, das man für Aufnahmen benötigt, eignen sich insbesondere Tablets für den Musikunterricht. Die Schüler erhalten die Noten per Mail oder als Download und können damit sowohl im Unterricht als auch zu Hause über das Tablet auf sie zugreifen. So können Schülerinnen und Schüler nie wieder ihre Noten vergessen oder verlieren.

Apps zur Planung und zum Unterrichten

Mithilfe verschiedener Apps ist es möglich, den Unterricht moderner zu gestalten. Dazu zählen beispielsweise Cloud-Dienste wie Dropbox oder Google Drive. Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen individuellen Link, der ihnen erlaubt, die Notizen der letzten Unterrichtsstunde und die dazugehörigen Noten aufzurufen oder herunterzuladen.

Kalender-Apps wie Calendly dienen dazu, um Unterrichtstermine besser zu planen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Link und können damit Termine für die nächsten Unterrichtsstunden buchen. Zu meinen am häufigsten genutzten Apps zählt eine Metronom-App oder die Musik-App Amazing Slow Downer, die dazu dient, die Abspielgeschwindigkeit von Songs zu variieren.

Nächster Schritt: ein Notationsprogramm

Ein Tipp von einem meiner Kollegen ist die Nutzung eines Notationsprogramms, um die Schüler dazu zu bewegen, eigene Noten zu schreiben. Grundsätzlich sollen und dürfen sich meine Schüler auch eigene Noten ausdenken und ich persönlich nutze auch ein Notationsprogramm.

Allerdings lasse ich bisher die Schüler die Noten per Hand aufschreiben, da ansonsten noch die Funktionsweise des Notationsprogramms besprochen werden muss. Ich werde den Tipp aber selbst beherzigen und das in meinem Unterricht versuchsweise einbauen.

Werbung und Lehre mit Social Media

Social Media-Plattformen sind sowohl gut geeignet, um auf den Unterricht aufmerksam zu machen, als auch um neue Unterrichtsinhalte für die Schüler zu entdecken.

YouTube lässt sich nicht nur gut als Werbeplattform nutzen, sondern auch hervorragend in den Unterricht integrieren. Auf Youtube kann man sowohl neue Ideen für den Unterricht finden, als auch den Schülerinnen und Schülern Lehrvideos vorspielen.

Vor allem TikTok wird von den jüngeren Schülern sehr viel genutzt und hat sich als echte Alternative zu Instagram etabliert.

Motivierende Events

Wenn der Schüler oder die Schülerin einen Song gut spielen kann, ist es meiner Erfahrung nach motivierend, wenn der Song bei einem Konzert aufgeführt wird. Über ein solches Erfolgserlebnis freuen sich alle Schülerinnen und Schüler. Sie strengen sich vor dem Konzert mehr an und sind auch danach motivierter.

Damit alle Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit bekommen, bei einem Konzert dabei zu sein, sollte man mindestens einmal im Jahr ein Konzert veranstalten. Bei einer großen Anzahl an Schülern kann man sogar noch häufiger kleine Konzerte organisieren.

Auch andere Events, wie zum Beispiel Workshops, Musikertrödelmärkte oder Netzwerktreffen sind hilfreich, um die Schüler über einen langen Zeitraum zu begeistern. Als Schlagzeuger organisiere ich zum Beispiel regelmäßig mit dem Verein Percussion Creativ Netzwerktreffen in meiner Region.

Vielseitige Unterrichtsangebote

Eine weitere Möglichkeit, um Schüler zu motivieren, ist Gruppen- oder Bandunterricht. Die klassische Rockband ist die am weitesten verbreitete Form, aber auch eine Gitarrengruppe kann viel Spaß bereiten. Gleichzeitig ist ein solches Angebot für die Lehrer attraktiv, da man pro Schüler etwas weniger Geld verlangen kann, aber insgesamt mehr Geld pro Stunde verdient.

Angesichts der Tatsache, dass Schüler oft nachmittags Unterricht haben, sind auch der Kontakt zu und die Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen sehr wichtig. Gerade jüngere Schüler kann man auf diesem Wege gut für Instrumentalunterricht gewinnen.

Online-Unterricht als Option

Gerade nach den Corona-Lockdowns haben sich die meisten Schüler wieder über den Präsenzunterricht gefreut. Dennoch gibt es auch Schüler/innen, die aus unterschiedlichen Gründen lieber Online-Unterricht nehmen möchten. Für mich gehört diese Möglichkeit auch zum modernen Musikunterricht.

Da das dafür erforderliche Equipment und natürlich auch alle anderen oben erwähnten Sachen Geld kosten, sollten diese den Schülern nicht ohne Gegenleistung zur Verfügung gestellt werden. Ob man dann unterschiedliche Tarife anbietet oder generell die Preise so gestaltet, dass die Schüler/innen frei wählen können, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Verbesserungen einführen

Wichtig ist außerdem, Innovationen oder Verbesserungen einzuführen, um das Unterrichtsangebot weiterzuentwickeln. Ich habe mir als nächsten Schritt vorgenommen, eine Warm-Up-Area für die Schüler einzurichten. Ich werde dafür ein aus Übungspad bestehendes Schlagzeug aufbauen, auf dem sich die Schüler/innen vor dem eigentlichen Unterricht warm spielen können.

 

Welche Methoden nutzt ihr im Unterricht?

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